28. Okt. 2017 – Mendoza

Die letzten drei Wochen blieb ich noch in Mendoza um die Anzeige voranzutreiben, meine Zukunft etwas zu planen und meine Homepage zu aktualisieren. Ich bin schlichtweg seit über einem halben Jahr nicht mehr dazu gekommen.
Glücklicherweise konnte ich in der Wohngemeinschaft von Micky wohnen mit dem ich im Hostel zusammengearbeitet habe und ein sehr guter Freund geworden ist. Seine drei Mitbewohnerinnen Belen, Romi und Bri waren auch super nett.

Ich habe immer schön mitgeholfen zu putzen und viel gekocht, weil ich ja gratis da leben durfte. Das kaputte Dach hatte ich ihnen auch repariert, da man nachts nicht schlafen konnte durch die starken Schläge des Dachblechs verursacht durch den Wind. Der Regen drang ins Haus ein und alles wurde feucht und modrig.
Ich hatte eine tolle Zeit da. Und als ich dann definitiv weiterreiste war ich schon sehr traurig.

Muchas gracias Belén, Romi, Bri y Micky Danger para su hospitalidad. Espero que nos vemos pronto de nuevo. Suerte.

Nun werde ich in den Norden von Argentinien reisen. Mal schauen was es zu bieten hat…

27 Okt. 2017 – Die Anzeige

Kaum war ich zum Land heraus, schickte mir der Besitzer des Hostels eine Nachricht, dass meine Dienste im Hostel nicht mehr erwünscht seien und blockierte mich sogleich in WhatsApp, so dass ich nicht einmal mehr antworten konnte. Ich schrieb dann eine E-Mail, dass ich die Woche darauf vorbei gehen werde um meinen letzten Lohn abzuholen. Darauf antwortete nur er mit: „Hahahaha hahaha haha hahahaha hha hhhh hahahaha…..“ Was wohl so viel heissen soll wie, dass er mir den Lohn nicht bezahlen wird. Der verdammte Drecksack, ich kann es nicht schöner sagen. In den letzten Wochen ist klar geworden was für ein unglaublich schlechter Mensch er ist. Steinreich und nutzt diejenigen aus die Schwarzarbeiten müssen, weil sie keine andere Möglichkeit haben und bezahlt ihnen dann nicht Mal die Löhne.
Ich informierte mich darauf, wie ich dagegen vorgehen kann. Das Arbeits-Ministerium hat extra eine Abteilung die dagegen vorgeht, da es in Argentinien weit verbreitet ist. Der Schwarzarbeiter ist geschützt. Man geht nur gegen den Arbeitgeber vor, da der Arbeitnehmer im Normalfall keine andere Möglichkeit hat zu überleben. Ich ging also da vorbei und schilderte meinen Fall. Die konnten gar nicht glauben, dass der Typ so niedrige Löhne bezahlt. Falls man mit einer Anzeige durchkommt, muss der Besitzer am Ende die Differenz zwischen dem bereits bezahlten Lohn und dem Mindestlohn in der Branche an den Arbeitnehmer bezahlen und kriegt noch eine satte Busse.
Der ganze Prozess kann sich aber bis zu zwei Jahren hinauszögern.
Da der Drecksack seit bereits 25 Jahren so arbeitet, wird er schon wissen wie man das herauszögert. Somit machen die meisten schon gar keine Anzeige oder haben Angst.
Ich habe auch keine Hoffnung, dass ich jemals etwas von dem Geld sehe, da ich ja weiterreisen werde. Ich hoffe aber sehr, dass ich ihm das Leben noch ein bisschen schwermachen kann und das ich es vielleicht so weit treiben kann, dass eine Untersuchung eingeleitet wird, er eine Busse bezahlen muss und hoffentlich in Zukunft seine Arbeiter fairer behandeln wird. Wobei ich an letzterem stark zweifle.
Ich habe bereits 2 Telegramme mit einem vom Anwalt vorgegebenen Text an den Drecksack verschickt. Wenn alles gut läuft kommt es, wenn ich zurück nach Mendoza reise zu einer Audienz mit den Anwälten beider Parteien.
Kostet mich nichts aber der Drecksack muss sich dann einen teuren Anwalt leisten. Yessss. Mal schauen wie es läuft…

2. Okt. 2017 – Santiago

Mit dem Motorrad fuhr ich sehr spät los. Das Wetter war perfekt und die Landschaft ist der Hammer. Ich hielt kurz bei „Puente del Inca“ an. Einen wunderschönen, natürlicheren Felsbogen welcher durch schwefelhaltige Quellen, rotgelb gefärbt wurde. Darunter befindet sich ein altes Thermalbad, welches aber schon vor über 50 Jahren durch einen Erdrutsch zerstört wurde.
Danach hielt ich nur noch kurz für die Migration an der Grenze und fuhr dann durch bis nach Santiago. Aufgrund des starken Verkehrs kam ich etwas zu spät in der Werkstatt an und sie war schon geschlossen. Also fuhr ich quer durch die Stadt zum Hostel „Ventana Sur“ in welchem ich schon ein paar Mal nächtigte. So sah ich auch meine Freunde wieder. Am nächsten Morgen zog ich dann wieder in der Werkstatt ein.
Ich verbrachte meine Zeit eigentlich nur in der Werkstatt und in der Stadt auf der Suche nach Ersatzteilen.
Da mein Motor immer noch komische Geräusche von sich gab und immer noch zu viel Benzin und Öl verbrannt wurde, demontierten wir nochmals den ganzen Motor.
Wir liessen dann erneut den Zylinder aushonen und setzten einen neuen Kolben ein.
Als die Arbeit getan war, machte ich, um mein Baby zu testen am letzten Tag noch einen Ausflug nach „Valparaíso“ und hatte kurz 5 Minuten Zeit um ein Foto am Strand zu machen. Dann ging es wieder zurück, leider. Denn „Valpo“ ist einfach ein wunderschönes Küsten-Städtchen.

Mit meiner Tornado war alles klar. Also reiste ich am nächsten Tag wieder zurück über den Pass nach „Mendoza“.

25. Sept. 2017 – Der Straftäter

Heute werde ich nun nach Santiago fahren. Ich fahre aber mit einem mulmigen Gefühl im Magen.
Letzte Nacht ist noch etwas Unschönes vorgefallen.
Da das Hostel leer war, arbeitete ich nicht. Als ich etwas später ins Hostel kam waren da nur der Nachtschicht-Rezeptionist Micky Danger und ein Langzeitgast. Ein Mann um die 50 Jahre und guter Freund des Besitzers.
Er wohnte schon über 2 Monate hier. Gearbeitet hat er eigentlich nie. Er war ja auch jede Nacht komplett betrunken und konsumierte auch andere Drogen.
Wenn er nüchtern war konnte er ganz anständig sein. Also ich hatte nie Probleme mit ihm.
Wir hatten aber mal herausgefunden, dass er Jahrelang für Drogenhandel und Mord im Knast war und das gibt einem nicht gerade ein sicheres Gefühl.
Nun, seit einigen Wochen hatte er in der Nacht hin und wieder Streit mit Micky. Da er immer gegen die Regeln, mit einem Hostelfahrrad „etwas“ einkaufen ging und immer wieder gratis Alkohol wollte. Letzte Nacht eskalierte es dann als er auf Micky losgehen wollte. Zum Glück war ich noch da, weil sonst niemand im Hostel war. Als sich die Lage etwas beruhigt hatte, benachrichtigten wir den Besitzer, dass er doch die Situation bitte regeln solle und dass wir falls der Typ nochmals aus seinem Zimmer kommen sollte, wir zu unserer Sicherheit die Polizei alarmieren würden. Der Besitzer hat dann mit uns Streit angefangen und mir sogar gedroht, dass er die Polizei alarmiert um mich zu verhaften, da er glaubte ich wäre schon illegal im Land, was aber nicht der Fall war.
Ich wolle nur meinem Freund helfen und bat den Besitzer um Hilfe und so reagierte er darauf. In dieser Nacht hat der verdammte Drecksack sein wahres Gesicht gezeigt. Micky und haben entschieden, dass wir keinen Tag länger für diesen Hund arbeiten. Immer wieder hat er beschiessen, belogen und verarscht. Schon vor einer Woche sind die zwei Venezolaner Brüder, welche seit eineinhalb Jahren einen super Job machten an der Rezeption, davongelaufen weil er ihnen den gesetzlich vorgeschriebenen Urlaub einfach nicht bezahlen wollte. Und jetzt das.

So muss ich das Land mit sehr schlechtem Gefühl verlassen. Ich war aber froh, dass ich jetzt für eine Woche in Santiago etwas abschalten kann und einige gute Freunde wieder treffen kann.

Wie es mit dem Hostelbesitzer weiter geht erfährst du im übernächsten Artikel „Die Anzeige“.

24. Sept. 2017 – Der letzte Event

Die letzten zwei Monate waren sehr streng. Ich habe fast nur gearbeitet. Und da es hier Winter ist, habe ich nur sehr wenig Tageslicht gesehen. Zwischendurch konnte ich ein paar Ausflüge machen, wenn ich am Montag meinen freien Tag hatte.

Man muss aber auch sagen, dass es sehr viele gute Erlebnisse gab in der Bar. Neben ein paar Idioten, habe ich sehr viele coole, lässige Leute kennengelernt und es war mir eine Freude für sie zu sorgen und dafür verantwortlich zu sein, dass sie eine super Zeit hatten bei uns.

Da ich schon wieder zweieinhalb Monate im Land war und danach in Argentinien etwas Reisen werde, wurde es Zeit wieder mal über die Grenze zu hüpfen.
Ich werde dann wieder zurückkehren und nochmals für eine Woche arbeiten.
Aber dieses Wochenende sollte der letzte grosse Event werden. Das Hostel war komplett voll. Eine Gruppe Studenten aus „San Juan“ war für einen Kongress in der Stadt. Das heisst pro Tag 2-3 Stunden in der Uni und den Rest der Zeit Vollgas geniessen.

Wir hatten eine super Zeit zusammen. Wenn ich auch komplett kaputt war nach diesem Wochenende

22. Juli 2017 – Santiago

Da mein Visum schon wieder auslief, musste ich das Land verlassen. Dazu wollte ich für ein paar Tage mit dem Motorrad nach „Santiago de Chile“ fahren. Kurzfristig entschied ich mich aber mit dem Bus zu reisen, da es da oben viel Schnee, Eis, Wind und Minustemperaturen hat.
In „Santiago“ wohnte ich zwei Nächte wieder im „Ventana Sur“ und traf so einige alte Freunde wieder. Da es ausgebucht war, schlief ich auf dem Sofa. Auch gut. Dann ist es etwas günstiger 😉
Ich besuchte auch die Werkstatt und wir organisierten spontan ein BBQ mit den Jungs da.
War super lustig.


Danach kehrte ich wieder nach Mendoza ins Hostel zurück um nochmals 1-2 Monate da zu arbeiten.

5. Juli 2017 – Küche- und Bar-Chef

Nach einem Monat hatte Maxi die Schnauze voll von den Bedingungen und der Besitzer bezahlte ihm nicht den kompletten Lohn, da es aufgrund der Nebensaison während ein paar Nächten nicht genug Einkommen hatte.
Wir feierten also Maxis Abschied und schon am nächsten Tag reiste er ab.
Da ich vermutete, dass der Chef bestimmt die Küche schliessen will um mich in die Bar zu drängen, da dort mehr Einkommen zu erwarten war, erarbeitete ich sofort ein neues Konzept um Küche und Bar zu führen. Dafür reduzierte ich von 6 auf 4 Menüs pro Woche, überarbeitete das Barkonzept und organisierte weine Glocke damit die Gäste in der Bar klingeln konnten, wenn ich in der Küche arbeitete.

Das klappte ganz gut war aber sehr streng. Ich schloss die Bar auch nicht wie mein Vorgänger um 1.00, sondern liess offen bis die Gäste nicht mehr konnten oder das Frühstück sich näherte 🙂 Um die Leute zu animieren gehörte Musik auflegen und Trinkspiele (Beerpong, Flipcup, etc…) organisieren mit dazu. Wenn es viele Leute hatte, half mir Gaston von der Rezeption bis um 1.00 aus, damit ich die Leute animieren konnte.

Ich arbeitete also 10-12 Stunden pro Nacht. Dementsprechend schlief ich immer bis spät am Nachmittag oder sogar abends. Wenn es gut lief, konnte ich am späten Nachmittag noch 1-2 Stunden das Hostel verlassen um etwas zu spazieren oder relaxen. Pizza Party war immer der Renner. Dafür bereitete ich schon in der Nacht den Teig vor und startete dann um 14.00 Uhr um den Teig auszuwallen und alles vorzubereiten. Teilweise machte ich bis zu 30 Pizzen pro Abend und alles selber. Danach Arbeitete ich in der Bar und wenn ich schloss, musste ich noch die Küche der Pizza Party putzen und abwaschen. Da kam es schon mal vor, dass ich 15 Stunden arbeitete

1. Juli 2017 – Küche eröffnet

In Mendoza im „Hostel International“ angekommen, versuchte ich sofort ein Treffen mit dem Besitzer zu organisieren. Dafür wartete ich fast 4 Tage, mehrere Stunden pro Tag in der Lobby. Immer wieder hiess es: „Ja gleich“, „In einer halben Stunde“, „Heute bin ich müde“,….. In der Schweiz wäre ich schon lange weg gewesen aber so läuft es halt in Südamerika.
Als ich dann endlich mit dem Besitzer sprechen konnte, stellte sich heraus, dass er eigentlich nur Interesse hat die bereits vorhandene Bar zu eröffnen. Da mein Freund Maxi der Franzose zuerst gefragt hat, wollte ich ihm natürlich den Vortritt lassen.
Da es ebenfalls eine vollausgestattete Küche gab, setzte ich mich hin und erarbeitete ein komplettes Konzept um eine Küche zu eröffnen. Menüs, Rezepte, Kosten- und Gewinnberechnungen, Werbung, etc.
Als ich dem Besitzer nach ein paar Tagen das Konzept präsentierte, war dieser so begeistert, dass ich sofort starten konnte. Für gratis Unterkunft im Mehrbettzimmer und einen mickrigen Lohn. (ca. 6 Fr. tägl. / 6 Tage die Woche)

Die erste Woche war ich nur am Organisieren. Da Micky Danger der Nacht-Rezeptionist eine Woche Urlaub hatte, übernahm ich seine Schicht immer 23.00 – 7.00 und trainierte, wenn alle schliefen die Menus zu kochen. Mit ein bisschen Hilfe des Internet kriegte ich das ganz gut hin.
Nach einer Woche eröffnete ich dann die Küche. Es funktionierte nicht schlecht, ausser dass es zu dieser Zeit nicht viele Gäste im Hostel hatte und sich die Zusammenarbeit mit dem Besitzer als äusserst schwierig herausstellte. Da er keinem traute, wollte er immer alles selber einkaufen und verspätete sich regelmässig oder kaufte gar nicht ein und ich musste dann, schon viel zu spät in den Supermarkt rennen, einkaufen und unter extremen Stressbedingungen kochen. Aber ich kriegte es immer hin.

Parallel machte Maxi einen super Job in der Bar. Somit waren die Gäste immer super zufrieden mit Essen und der Party danach.

Nebenbei arbeitete ich immer Donnerstag die Nachtschicht an der Rezeption

13. Mai 2017 – Zukunft

Nachdem meine Mutti wieder abgereist war, hatte ich eigentlich keinen konkreten Plan.
Da ich 2 Monate in Chile mit Motorrad reparieren verlor, konnte ich nicht nach Patagonien reisen. Nun ist es zu spät, weil der Winter angebrochen und es mit dem Motorrad zu kalt, nass und gefährlich ist. Aber genau dafür hatte ich mein Motorrad gekauft und aufbereitet. Nach Norden Reisen und nächsten Sommer zurückkehren wollte ich auch nicht, da die Distanzen einfach zu gross sind. Also beschloss ich mich im Zentrum von Südamerika zu bleiben, bis der Sommer kommt und ich nach Süden reisen kann. Ich hielt Ausschau nach Arbeit, wusste aber noch nicht was und wo ich arbeiten wollte. Ich brauche aber Arbeit, da das Leben in Argentinien, durch die Inflation sehr teuer geworden ist. Ich blieb also noch zwei Wochen in Buenos Aires, suchte Informationen zusammen, stellte Kontakte her und natürlich genoss ich auch noch etwas diese riesen Stadt.

Ich habe in der Zeit einige Freunde aus vergangener Zeit getroffen.
Giorgio mit dem ich in „Tarapoto“, Peru zusammengewohnt habe,
Vicky bei deren Familie ich mit Mutti zum BBQ eingeladen war,
Stefan aus der Schweiz, den ich vor 7 Jahren in Australien kennen gelernt habe, in der Schweiz nur einmal zufällig am „Lumnezia Openair“ wieder traf und jetzt hier 7 Jahre später in Argentinien erneut 🙂
Und Maxi den Franzosen, mit welchem ich in „Arica“, Chile zusammengewohnt habe.
Mit letzterem schmiedete ich dann Pläne, wieder zurück nach „Mendoza“ zu fahren und zusammen in einem Hostel zu arbeiten.

Ich fuhr dann schon ein paar Tage früher mit dem Nachtbus um die Lage abzuchecken.