18. Jan. 2016 – Adios Peru

Nach sechs Monaten verlasse ich nun das Land der Inkas.
Mit sehr geteilten Eindrücken und Emotionen.
Das Land und die Natur sind der absolute Wahnsinn. Extrem schön und abwechslungsreich.
Von den Menschen habe ich leider nicht den besten Eindruck mitnehmen können.
Ich habe sehr wohl auch super tolle Menschen kennengelernt, welche mich sehr unterstützt haben und denen ich vertrauen konnte. Aber die Mehrheit meiner Erlebnisse mit den Einheimischen, waren leider sehr negativ.
Ich wurde noch nie auf meiner Reise und in meinem Leben so häufig belogen, betrogen, beschissen und ausgeraubt wie in Peru. Man kann fast niemandem vertrauen. Vorne herum sind sie immer dein bester Freund und dann stechen sie dir das Messer in den Rücken.
Ich verlasse das Land mit zu vielen negativen Emotionen. Das macht aber die guten Begegnungen umso wertvoller für mich.
Adios Peru.
Gracias a toda buena gente que me han ayudado y pude confiar. Y para la amistad…

17. Jan. 2016 – Fahrt durch Peru

Am 26. Dezember ging ein neues Kapitel meines Abenteuers los. Zum ersten Mal in meinem Leben reiste ich mit einem Motorrad. Ich war super aufgeregt.
In den ersten Tagen ging alles schief.
Fehlplanungen meiner Tagesrouten mangels Erfahrung.
Schrauben verloren während Fahrt. Korrupte Polizei.
Platter Reifen in den Bergen (zum Glück einsamen Mechaniker gefunden) und gleich eine Stunde später ein zweites Mal. Dadurch folgte die Fahrt durch die Berge im Dunkeln was extrem gefährlich ist in den Bergen. Beschädigte Strassen, Regen, Nebel, Kälte, Komplett hirnrissige Bus- und LKW-Fahrer die einem mit 90km/h und nur 2m Abstand, im Dunkeln den Berg hinunter jagen, etc. Zum Glück fand ich Zuflucht zum Übernachten bei einer Familie in einem kleinen Bergdörfchen weil ich wohl nie am geplanten Ziel angekommen wäre.

Die drei Wochen Fahrt durch Peru waren aber der Wahnsinn. Extrem unterschiedliche Landschaften. Ich startete im feuchten Jungle, durchquerte die kalten, regnerischen Berge und folgte der trockenen und extrem heissen Küste bis runter nach Chile.
Ich habe unglaubliche Eindrücke mitgenommen.
Die einsamen „Palestina“ Höhlen in „Nuevo Cajamarca“
Den „Gocta“ Wasserfall (2. höchster freier Fall der Welt) bei „Chachapoyas“ sowie die Ruinenstadt „Kuelap“ welche eine super interessante Alternative zum „Machu Picchu“ darstellt aber noch fast ohne Touristen.
Das Mumien Museum in „Leymebamba“.
Die gefährlichste Strecke Perus nach „Cajamarcas“, teilweise nur 2m breit mit 200m senkrechtem Abgrund, Strassenschäden und ohne Sicherheitsvorkehrungen.

Stundenlang durch den verrückten Verkehr Limas quälen.
Der Küste entlang brausen mit seinen majestätischen Klippen und nie endenden Sandstränden.
Auf der Panamerikana mit 130km/h riesige Buse und LKW’s überholen mit extrem starken Seitenwind (Wenn mir langweilig war habe ich im Kopf jeweils etwas „Mission Impossible“ gespielt :-)).
Sandborden in den riesigen Dünen der Oase „Huacachina“.
Campieren am Strand in traumhaften Buchten.
Die mystischen Nazca-Linien in der Wüste mit Mini Flugzeug überfliegen
Und vieles mehr….

Drei Wochen voller Action und abwechslungsreicher Abenteuer.

29. Dezember 2016 – Meine Inspiration

Seit ich den Film „The Motorcycle Diaries“ (Die Reise des jungen Che) gesehen habe, in welchem der junge Che Guevara mit dem Motorrad durch Südamerika reist, hatte ich den Traum einer eigenen Motorradreise.
Ein paar Jahre nach Che Guevara, ist dann Chris oder auch TT-Soli genannt, ein guter Kumpel aus der Schweiz auf eine ähnliche Reise aufgebrochen. Aus der Schweiz los, durch Europa bis nach Asien, weiter nach Australien und Neuseeland und dann alles wieder zurück. Eine Reise voller Abenteuer und ich habe während der Arbeit fast täglich seien Blog im Internet gelesen und davon geträumt einmal selber eine solche Reise zu machen.
Tatsächlich hat er mich sehr unterstütz bei meiner Vorbereitung. Wir haben viel Kontakt gehabt und er hat mir viele Fragen beantwortet und Ratschläge gegeben.
Wir hätten uns noch fast getroffen. Die letzten 1.6 Jahre war er mit seiner Freundin durch Afrika, Südamerika, Australien und Kanada unterwegs. In Ecuador sind sie nur ein paar hundert km an mir vorbei gebraust. Leider hat es nicht geklappt.
Vielen Dank TT-Soli für Dein Unterstützung

28. Dez. 2016 – Die Vorbereitung

Da ich nun das Motorrad hatte aber absolut keine Ausrüstung kam nun die nächste Hürde.
Zusammen mit Mechaniker und Elektriker brachte ich die Maschine auf Vordermann.
In dem Teil von Peru gab es keine Möglichkeit Reisezubehör wie Boxen oder Schutzkleider zu kaufen. Die meisten Leute fahren hier auch ohne Helm.
Also fing ich an zu planen, erstellte Zeichnungen von Gepäckgrill, Halterungen, Stahlboxen, Kanister Halter und die dazugehörigen Gewichtsberechnungen.
Wenn man hier technisches Zubehör braucht, irrt man Tagelang durch Shops, Markt und Werkstätte bevor man realisiert, dass es so was hier nicht gibt und dann sucht man eine andere Lösung.
So ging es mir Wochen lang bevor ich alles einigermassen zusammen hatte.
Dann stellte ich während 10 Tagen das ganze Zubehör mit Arnunfo, einem super Schweisser zusammen.
Das war mega interessant und lässig für mich wieder mal in der Werkstatt zu arbeiten.
Arnunfo machte wirklich einen grossartigen Job und ich war sehr zufrieden mit dem Resultat.

Anpassungen:
– Ständer verstärkt & Fussplatte angeschweisst.
– Struktur am Heck verstärkt
– Gepäckgrill und seitliche Halterungen geschweisst
– Gepäckboxen und Kanister-Halter geschweisst
– Zusätzlicher Ständer geschweisst für Radwechsel etc…
– USB Charger (zum Handy laden) eingebaut
– Zusätzlicher LED Scheinwerfer eingebaut.

Nun blieb mir nur noch Weihnachten mit der Familie „PurmaWasi“ zu feiern und dann auf meiner neuen Errungenschaft Richtung Küste aufzubrechen.

27. Dez. 2016 – Der Kauf

Da ich schon lange vor hatte mir eine Weggefährtin und Freundin in Form eines motorisierten, zweirädrigen Vehikels zu kaufen, hielt ich die Augen immer offen. Da ich aber weder per Zufall über andere Touristen noch im Internet ein geeignetes, bereits zum Reisen ausgerüstetes Model finden konnte, musste ich meinem Glück etwas nachhelfen. Also beschloss ich ein lokales Motorrad zu kaufen und dieses selbst aufzurüsten.
Das grösste Bike welches in der Region zu finden war, ist die Tornado XR250 von Honda.
Eine neue Maschine kam nicht in Frage, da die Wartezeit um diese einzulösen bei 6-8 Wochen lag.
Also musste ich eine gebrauchte kaufen. Die einzige die ich fand hatte bereits 60‘000km auf dem Tacho, war aber in einem überraschend guten Zustand.
Der Kaufvorgang war sehr kompliziert. Da ich Ausländer bin, habe ich kein Recht Verträge zu unterschreiben. Dafür musste ich eine Spezialbewilligung, welche nur für einen Monat gültig ist kaufen. Diese kriege ich nur in einer Migration. Ich reiste also mit 3 verschiedenen Autos, über Nacht 16 Stunden nach „Pucallpa“, kaufte für 5 SFr.- das „Permiso especial para firmar contratos“ und fuhr am selben Tag wieder über Nacht mit dem Bus 20 Stunden zurück nach „Tarapoto“.
Nach etlichen weiteren Formularen und dem täglichen Geld abheben war ich soweit um mit einem Notar, meinem Berater Josh, dem Besitzer und Vorbesitzer (weil immer noch seinen Name in den Papieren stand) das Geschäft zu vollziehen. Da man in Peru seit 2 Monaten nur noch 3500 Soles in bar bezahlen darf, musste die Zahlung über eine Bank abgewickelt werden. Da weder ich noch der Vorbesitzer einen Account hatten mussten wir da auch wieder eine Lösung finden.
Kurz gesagt, es war unglaublich kompliziert, aber schlussendlich klappte alles und 2 Wochen später kriegte ich den Fahrzeugausweis mit meinem Namen und konnte somit ohne Probleme jede Grenze überqueren.
Nun war ich also stolzer Besitzer eines Motorrades welches aber noch keineswegs fürs Reisen ausgerüstet war 🙂

26. Dez. 2016 – Meine neue Freundin

Da ich schon seit sehr, sehr langer Zeit keine Freundin mehr gehabt habe und eigentlich gerne einmal eine Weggefährtin zur Seite hätte, hielt ich seit Längerem Ausschau nach dem perfekten Model für mich. Ich habe schon oft von Reisenden gehört, dass sie halt zufällig unterwegs eine gefunden hätten und dann die weitere Reise gemeinsam in Angriff nahmen.
Diesen Traum hatte ich auch schon seit langem, aber bisher war ich noch erfolglos.
Also entschied ich mich wie immer wenn es nicht so läuft wie ich will, dem Glück etwas nach zu helfen. Tarapoto war dafür ideal. Also suchte ich intensiv Tag und Nacht.
Und eines Tages fand ich sie. Wir waren uns sofort sympathisch. Sie war wie geschaffen für mich. Wunderschön anzuschauen, sportlich, rassig, ausdauernd, mit einem super Hinterteil und ganz wild darauf mit mir Abenteuer zu erleben. Ich wollte sie unbedingt und ich kriegte sie dann auch. Zugegeben, musste ich finanziell etwas nachhelfen, aber das war es Wert. Nun sind wir fest zusammen und werden fortan zusammen in den Sonnenuntergang reiten. Ich bin überglücklich mit ihr.
Hier unser erstes Foto:

Mein neuer Schaaaatz  🙂

25. Dez. 2016 – Tarapoto

Nach den vier Tagen relaxter Bootsfahrt kam ich in „Yurimaguas“ an und fuhr mit meinen neuen Freunden vom Boot nach „Tarpoto“.
Super nettes Städtchen im Gebiet wo Jungel und Anden aufeinander treffen.
Schön warmes Klima, mit sauberer Luft, klaren Flüssen, Jungel und Bergen.
Wir stiegen in der Hospedaje „PurmaWasi“, etwas ausserhalb des Zentrums ab. Nur 15 Minuten zu Fuss und schon komplett auf dem Land mit Viechern, Fluss und Wald. Super schön.
Das Leben erwies sich nach einigen Tagen als sehr günstig und sicher. Die Leute sind sehr nett und hilfsbereit. Ganz anders als meine bisherigen Erfahrungen in Peru.
Und abends gibt es immer was zu feiern. Es ist immer was los.
Hier gefiel es mir und ich wollte etwas zur Ruhe kommen.

Dazu war das „PurmaWasi“ perfekt geeignet. Der supernette Besitzer Dario, seine Frau Maribel und Sohn Jeyson, geben einem das Gefühl zur Familie dazu zu gehören.
Ich habe da ganz tolle Leute kennen gelernt und da alle immer über längere Zeit da wohnten und nicht nach 2 Tagen wieder abhauten, bauten wir gute Freundschaften auf, unternahmen viel in der Gruppe, kochten, tranken und gingen aus zusammen.
Eigentlich wolle ich zu Anfang nur 1-2 Wochen bleiben. Aber schon nach kurzer Zeit fand ich ein neues Projekt welches mich voll und ganz einnahm. Aber dazu mehr im nächsten Artikel 😉
Schlussendlich lebte ich 2 Monate da und wir wuchsen zu einer grossen Familie zusammen.

Bevor ich weiterzog, feierten wir alle zusammen Weihnachten. Maribel kochte ein super leckeres Essen, Dario richtete den Dancefloor ein :-), Jason war DJ und der Rest der Truppe organisierte die Getränke. Wir feierten die ganze Nacht hindurch. Das war ein würdiger Abschluss für meine zwei Monate in Tarapoto. Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg, zwar sehr traurig meine guten Freunde zurück zu lassen aber es wurde Zeit für neue Abenteuer….

27. Okt. 2016 – Protest gegen Ölfirma

Als wir ein kleines Dörfchen passieren wollten, in dem auch eine skrupellose Ölfirma ihr Unwesen treibt und die Umwelt gewissenlos verschmutz, wurde das Schiff aufgehalten. Da gerade ein Protest gegen die Ölfirma und den Staat im Gange war, durfte kein Boot passieren. Die Ureinwohner waren mit Speeren bewaffnet und hielten alle Boote auf um für ihre Rechte zu protestieren. Wenn nötig auch mit Gewalt. Unser Boot fuhr dann nach einigen Stunden Verhandlung ein paar Kilometer zurück. Dann raste plötzlich ein Schnellboot mit Touristen beladen an uns vorbei, welches die Sperre durchbrochen hatte und ein anderes Boot mit den Ureinwohnern verfolgte dieses. Die Speere immer im Anschlag. Nach einer Weile kehrten beide Boote unter Führung der Nativos (Uhreinwohner) zurück, aber ohne Touristen. Es wird angenommen, dass diese als Geiseln genommen wurden (Hoffen wir es mal). Später kam aus, dass auch 80 Mitarbeiter der Ölfirma für über 60 Tage als Geiseln gehalten wurden. Da konnte ich gerade froh sein, dass wir nur 30 Stunden festgehalten wurden und dann passieren konnten. Ich bin mir nicht ganz sicher ob mein Spaziergang durch das Dorf mit einem Nativo während den Verhandlungen ganz ungefährlich war 🙂
Aber auf jeden Fall schaffte ich es noch knapp aufs Boot, wir konnten wir die Reise fortsetzen und kamen nach weiteren 1,5 Tagen sicher in „Yurimaguas“ an.

Leider sind solche Proteste nicht ungewöhnlich in Peru, da es ein sehr Erdölreiches Land ist.
Die Ölfirmen ohne Respekt vor Kultur, Menschen oder Natur, plündern die Vorkommen ohne Gewissen.
Ich habe im Kino einen peruanischen Dokumentarfilm über ein ähnliches Ereignis welches ein paar Jahren zuvor stattfand, gesehen. „El Choque De Dos Mundos“ (Wenn zwei Welten aufeinander prallen)
Ein sehr ehrlicher, brutaler und trauriger Dokumentarfilm der knallhart, beide Seiten des Konfliktes zeigt und jedem, auch Nicht-Peruaner, der auch nur ein Hauch von Gewissen hat, die Tränen in die Augen treibt.

Trailer      Film (Esp)

Und wir, in unserer schönen, sauberen Schweiz, in unserer Welt, sind genauso dafür verantwortlich. Täglich brauchen wir: Benzin, Diesel, Öl, Transporte, Plastik, Strom, und vieles mehr wofür das Erdöl genutzt wird.
Wir sehen die fatalen Folgen bei uns nicht direkt. Aber sie sind da und zerstören die Natur, Lebensraum und unseren wundervollen Planeten.
Das sollte uns einfach tagtäglich bewusst sein und uns zum Umdenken bewegen.
Es gibt einen Musikclip, der diese Problematik super wiederspiegelt und direkt vermenschlicht.

26. Okt. 2016 – Boot zurück in Zivilisation

Aus „Iquitos“ der grössten, komplett von der Zivilisation abgeschnittenen Stadt der Welt gibt es nur zwei Wege zurück in die Zivilisation. Fliegen oder mit dem Frachtschiff dem Fluss entlang.
So wie ich schon von vielen Backpackern gehört habe, muss das ein riesen Highlight sein.
Man fährt mit dem Mototaxi zum Frachthafen und sucht sich ein angemessenes Schiff. Für ca. 30 Fr.- kauft man sich ein und kann im 3. Stock seine Hängematte aufhängen. Danach fährt man mit vornehmer Verspätung (2 Stunden – 3 Tage) los. Bei mir waren es zum Glück nur 2 Stunden.

Da Low Season war, reisten nur 8 Touris im 3. Stock mit. Die Lokalen waren im 2. Stock untergebracht. Das dient auch zur Sicherheit. Da es sehr viele Leute hier gibt die klauen. Man muss also immer sein Gepäck im Auge behalten. Da wir aber ein paar Backpackers waren, konnten wir uns abwechseln mit aufpassen.
Die Reise war ein Traum. Tagelang durch den Amazonas fahren und bei jedem kleinen Dorf anlegen. Material ab- oder aufladen und Leute aufnehmen.
Essen war inklusive, kein Luxus aber für mich immer völlig ausreichend.
Jeden Abend hat man die spektakulärsten und speziellsten Sonnenuntergänge die man sich vorstellen kann.
Geschlafen wird in der Hängematte und wenn es regnet, lässt man einfach die Plastikplachen an den Seiten herunter. Super gechillt geniesst man die Reise, spielt Karten, trinkt ein Bierchen oder beobachtet die pinken Flussdelfine.

Nach 4,5 Tagen (Zwischenfall im nächsten Beitrag), kamen wir in „Yurimaguas“ an. Von da ging es dann am nächsten Morgen mit dem Bus weiter nach „Tarapoto“.

19. Okt. 2016 – Bethmann

Als ich vor 2 Wochen mit 4 Freunden die Community „Arco Iris“ gesucht habe, hat uns der Busfahrer verarscht und in die falsche Richtung geschickt. Wir sind stundenlang im Jungle umher geirrt ohne Erfolg. Da haben wir zufällig den Bauer Bethmann kennen gelernt. Er lebt ganz alleine weitab von der Zivilisation. Wir durften bei ihm Pause machen und er hat mit uns seine aller erste Ananas geteilt, sein Haus und riesiges Stück Land im Jungle gezeigt.
Als ich ihn 2 Wochen später zufällig in einem Dorf da draussen wieder traf, fragte ich ihn ob er meine Hilfe brauchen könne. Ich würde mit ihm arbeiten und dafür bei ihm umsonst Leben.
Er war sofort einverstanden und schon drei Tage später, wanderte ich zwei Stunden durch den Jungle zu seinem Haus. Da ihn seine Frau vor Jahren verlassen hat und die Kinder alle in Lima wohnen, lebt er ganz einsam und alleine da draussen. Er war richtig glücklich, dass er mal eine Zeitlang nicht alleine war.
Geschlafen habe ich auf einer Matratze unter einem Moskitonetz in seinem halbfertigen Haus. Da sein altes Haus zu nahe am Fluss war, wurde dieses regelmässig überflutet. Darum musste er es ca. 1km entfernt, weiter oben neu aufbauen.

Gearbeitet wurde von Morgens um 6.00 wenn die Sonne aufging, bis abends um 18.00 wenn die Sonne wieder unterging. Dann musste man sowieso unter das Moskitonetz, da die unerträglichen Moskitos mit ihren Mörderstacheln anfingen einem aufzufressen.
Dann konnte ich höchstens noch ein bisschen lesen oder Spanisch lernen. Elektrizität gibt es keine da draussen. Ich habe wohl noch nie im Leben so viel geschlafen. Jede Nacht 11-12 Stunden. Es gibt nichts Schöneres als wenn man zu den Geräuschen des Jungels einschlafen kann. Eine unglaubliche Geräuschkulisse und das jeden Abend.
Zweimal am Tag haben wir über dem offenen Feuer gekocht. Es gab alles was auf seinem Land wuchs und wir ernten konnten oder Fische die ins Netz gingen. Ab und zu schlachteten wir ein auch ein Huhn oder eine Ente. Und jeden Tag frische Früchte direkt aus der Natur. Ananas, Bananen, Papaya und viele mehr.
Trinkwasser gibt es keines. Wir kochten mit Flusswasser.
Toiletten gibt es nicht. Um sein Geschäft zu verrichten, musste man mit einer Schaufel einige Meter in den Jungel gehen. Ich hatte ja Toilettenpapier für mich. Bethmann aber nicht. Fragt mich nicht wie er das gemacht hat. Hahaha.
Waschen musste man sich im Fluss. Mit einem Eimer giesst man einfach Wasser über sich.

Arbeit war genug da. Das Haus musste fertig gestellt werden. Ich habe in der nächsten Zeit wohl tonen weise Holz vom alten Haus nach oben transportiert. Die Tierchen und seine Plantagen mussten gepflegt werden und um etwas Geld zu verdienen produzierten wir Holzkohle. Das ist knallharte Knochenarbeit. Bäume fällen, Brennholz herstellen, mit dem Holz einen Ofen bauen, mit riesigen Blättern und dann mit Erde bedecken und das Ganze mit dicken Ästen zusammenhalten.
Bei der Hitze im Jungle ist man dabei immer komplett durchnässt vom Schweiss.
Dann brennt der Ofen 3 Tage lang und man muss diesen alle 30 Minuten kontrollieren und allfällig entstandene Löcher stopfen. Auch nachtsüber.
Danach wird die Kohle in Säcke abgepackt und nach Iquitos transportiert (zuerst 1 km auf dem Buckel, dann mit einem Mototaxi an die Strasse und schlussendlich mit dem Bus in die Stadt um da ein paar wenige Franken zu verdienen. Damit kann man dann gerade etwas Fleisch, Batterien für das Radio und etwas Benzin für die Maschinen kaufen.
Nach den ersten paar Tagen, ereilte mich starkes Fieber und weitere Grippe Symptome.
Mit Malariaverdacht musste ich zurück in die Stadt reisen und in einem Labor mein Blut testen lassen. Zum Glück war der Test negativ und mich hatte nur zufällig eine Grippe erwischt. Phuuuuu.
Wenn ich jeweils eine Stunde ins nächste Dorf wanderte um Trinkwasser zu kaufen, traf ich einige Leute unterwegs, die auch ein Haus irgendwo da draussen hatten. Leider sind die Männer sehr häufig betrunken und die Frauen und Kinder müssen arbeiten. Dementsprechend sind auch häusliche Gewalt und sexuelle Übergriffe auf Kinder nicht selten. Da ich weit und breit der einzige Ausländer war, kannten mich schnell alle und die seltsamen, komplett dichten Gestalten wollten immer mit mir Trinken. Da hatte ich aber wirklich nie Lust dazu. Denn da draussen ist halt eine andere Welt. Lügen, Betrügen, Klauen und Drogen konsumieren ist völlig normal. Da war ich sehr froh, weitab mit Bethmann alleine zu leben.


Einen ganzen Monat habe mit Bethmann gelebt und gearbeitet. Eine absolut geniale aber auch sehr harte Erfahrung. Wir haben uns super verstanden. Er war wie ein Vater für mich.
Dementsprechend traurig war auch der Abschied. Bethmann begleitete mich noch ein Stück des Wegs. Mit Tränen in den Augen verabschiedeten wir uns und ich zog davon, Richtung Zivilisation.

22. Sept. 2016 – Arco Iris

Nach den kriminellen Ereignissen in „Iquitos“ war ich doch eher in sehr aggressiver und frustrierter Stimmung. Es ging mir sehr schlecht. So wollte ich nicht weiterreisen. Ich könnte es wohl kaum geniessen. Also beschloss ich, mich in den Jungle zurück zu ziehen und da einige Zeit in der Natur zu leben um wieder etwas runter zu kommen.
Dazu reiste ich in ein Community namens „Arco Iris“. Eine Stunde mit dem Bus und dann noch 45 Minuten zu Fuss in den Jungle rein. Einige Hütten, ein Tempel, ein kleiner Fluss und viel, viel Natur. Strom gibt es keinen. Die Menschen hier leben und arbeiten zusammen und teilen alles.
Tagsüber wird gearbeitet, über dem offenen Feuer gekocht und zu den Tieren geschaut und am Abend liest man ein Buch, jongliert, schreibt Tagebuch oder man sitzt im Tempel zusammen und macht Musik.

Sehr idyllisch und naturverbunden. Vor jedem Essen wird gesungen und gebetet. Dazu sitzt man im Kreis und hält Händchen. Gegessen wird nur was einem die Natur gibt. Kein Fleisch, kein Salz, kein Zucker, kein Alkohol. Man wäscht sich im Fluss mit Lehm, Asche oder spezieller, natürlicher Seife.
Das Geschäft erledigt man im Plumpsklo oder im Stehen.
Geschlafen wird in der Hängematte oder auf einer dünnen Matratze auf dem Boden mit einem Moskitonetz.

Das war schon eine sehr spezielle und interessante Erfahrung, so zu leben.
Nach zwei Wochen wurde es mir dann aber etwas zu „Hippie“ und ich verliess die Community wieder.
http://rainbowamazonia.blogspot.pe/

9. Sept. 2016 – 3 x Ausgeraubt

Nachdem mein Bruder Michi wieder in die Schweiz zurückgekehrt ist, habe ich beschlossen einige Zeit in „Iquitos“ zu bleiben. Ich wollte wieder mal meine Homepage aktualisieren, was immer sehr viel Zeit beansprucht, Erdbeben Abschlussbericht erstellen und noch so einiges organisieren…

Dann ist es passiert. Ich wurde tatsächlich innerhalb von 2 Wochen 3 Mal ausgeraubt.
Zuerst meine Kamera aus der Tasche gestohlen, dann mein Laptop aus dem Hostel und schliesslich auch noch mein Handy aus der Tasche gezogen.
Normalerweise habe ich nie Handy oder Kamera einfach so in der Hosentasche wenn ich ausgehe. Das war zweimal eine Ausnahme und genau dann passierte es.

Das Unglaublichste war der Raub im Hostel. Morgens um 8.15 Uhr wurde mir während ich schlief, neben meinem Kopf die Laptop Tasche aus dem abgeschlossenen und mit Drahtseil gesichertem Rucksack gerissen.
Passieren konnte das nur, weil der Manager kurz raus ging und die Hintertür “vergass“ abzuschliessen. Behauptete er auf jeden Fall. Da man auf die Polizei nicht besonders zählen kann, jagten wir den Dieb selber mit einer Beschreibung der Nachbarn. Zu Fuss durch den Park und mit dem Motorrad durch die Stadt und den Markt. Ohne Erfolg.

Auf dem Überwachungsvideo vom Restaurant gegenüber, welches ich selber organisieren musste, konnte man erkennen, dass der Manager das Hostel sehr überstürzt verlässt, 40 Sekunden später betritt eine Frau das Hostel, 4 Minuten später verlässt sie das Hostel und versteckt etwas unter der Bluse, 1 Minuten 37 Sekunden Später fährt der Sohn des Managers mit dem Motorrad vor und betritt das Hostel. Und das soll ein Zufall sein. Ich bin überzeugt, dass der Raub von den Managern organisiert wurde.

Danach hiess es Stunden lang im Internetshop Passwörter ändern und auf dem Polizeiposten den Report erstellen. Das dauerte ebenfalls Stunden. Das traurige war, das die Geschichte so unglaublich klang, dass die Polizei während meines Verhörs das Hostel kontrollierte um zu überprüfen ob ich die Wahrheit sage.
Die Stadt ist voll von Verbrechen, Drogen und Prostitution. Aber den Touristen überprüfen sie mit zwei Polizisten ob er die Wahrheit sagt.
Eine riesen Schweinerei.

Nach meinen drei Wochen habe ich nun hinter die Kulissen gesehen und verstanden wie „Iquitos“ funktioniert. Fast jeder der im Tourismus arbeitet, ist ein Gauner. Sie sprechen gut Englisch und sind sofort dein bester Freund. Sie wollen Dir eine viel zu teure Tour verkaufen, danach wollen sie Dir Drogen oder Mädchen verkaufen, als nächstes machen sie mit Dir Party bezahlen viel Bier und ziehen Dir dann Handy und Geld aus der Tasche und das so, dass man sicher weiss wer es war. Man lässt sich dann auf eine Schlägerei ein und die Polizei ist sofort zur Stelle, welche natürlich verwandt oder befreundet sind mit dem Täter. Danach kommt man wegen Körperverletzung auf den Posten oder wird provoziert bis man sich gegen die Polizei auflehnt. 5000 US$ wollen sie dann, damit man nicht ins Gefängnis kommt.
So will jeder ein Stück vom Geld des Gringos abhaben. Ich habe Leute kennen gelernt die bis zum Schluss ausgenommen und von der Polizei noch grün und blau geprügelt wurden.

Auch Vergewaltigungen während Ayahuasca-Zeremonien (legale Urwald Droge und Touristenmagnet in Iquitos) sind nicht selten. Frauen müssen besonders aufpassen.

Iquitos, ein Drecksloch höchsten Grades. Allenfalls einen kurzen Besuch mit grösster Vorsicht wert aber keines Falls einen längeren Aufenthalt.

Für Interessierte: Versicherungsbericht mit allen Details, Fotos, Überwachungsaufnahmen: Link Bericht (pdf)