Adios Portoviejo, adios amigos
Ich habe hier Erfahrungen gemacht, die mich fürs Leben geprägt haben.
Getragen durch starke Emotionen, Schmerz, Furcht, Trauer, Verzweiflung, Freude, Glück, Dankbarkeit.
Geprägt durch Menschen. Gute, hilfsbereite, selbstlose Menschen aber auch durch und durch schlechte, selbstsüchtige und böse Menschen, welche das Leid anderer ausnutzen um sich zu bereichern.
Es war eine äusserst schwierige und harte Zeit aber trotzdem eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Ich konnte vielen Menschen helfen und mit Hilfe, Eurer Spenden auch Lächeln in die Gesichter vieler zaubern. Es ist ein ganz spezielles erfüllendes Gefühl, wenn man einem kleinen, durstigen Kind ein Becher Wasser reicht und es diesen in einem Zug austrinkt und einem dann anlächelt und scheu danke sagt.
Es ist unbeschreiblich was ich hier erlebt habe.
Ich habe 5 Wochen mit dem Ecuadorianischen Militär zusammengearbeitet, Grenzen überschritten, Gesetze gebrochen, mich in Gefahr begeben, Menschen in Not helfen können und wieder viel über unsere Spezies gelernt.
Als ich die Stadt verliess hat es mich innerlich fast zerrissen. Einerseits weil ich wieder vielen liebgewonnenen, tollen Menschen leb wohl sagen musste aber vor allem weil ich noch so viel mehr hätte tun können. So vielen Menschen helfen die verzweifelt sind.
Ich wünsche mir, dass es den Menschen bald besser geht. Alle wieder ein zu Hause, genügend zu essen und zu trinken haben.
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Familie Sarmiento
Während meiner Zeit hier in Portoviejo, habe ich Zuflucht bei der Familie Sarmiento gefunden.
Ein Freund in Quito hat mit der Tochter studiert. Diese lebt allerdings in Dänemark. Sie hat aber organisiert, dass ich in ihrem Elternhaus unterkomme. Die Familie hat mich mit offenen Armen empfangen und mir immer das Gefühl gegeben ein Teil der Familie zu sein.
Mutter, Vater, die zwei Söhne und ihre Frauen, ja sogar 3 Hunde leben zusammen in dem kleinen Hausteil und fanden noch Platz für mich.
Und vor zwei Wochen ist noch ein kleines Baby des älteren Sohnes dazu gekommen.
Wir verstanden uns super.
Vor Allem in meinen schwierigen Zeiten hier haben sie mich unterstütz wo sie nur konnten.
Ich bin sehr dankbar. Ohne sie hätte ich das nie geschafft.
Vielen Dank für alles Familie Sarmiento. Ich werde Euch nie vergessen.
Muchas gracias por todo familia Sarmiento. Nunca voy a olvidar ustedes.
Y gracias para las increibiles ricas comidas… 😉
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Samstag 2.Juli 2016 – Verteilung Puerto Real
Nun war mein letzter Tag hier in „Portoviejo“ angebrochen und es gab noch sehr viel zu tun.
Frühmorgens fuhr ich zum Flughafen Camp und bereitete mit vier Soldaten, welche ich zur Unterstützung und Schutz bekommen hatte, den Lastwagen vor. Da wir nun schon etwas Erfahrung hatten, ging alles schnell und reibungslos vonstatten. Auch das Beladen mit den vorbereiteten Kits vor dem Geschäft der Tante, war in einigen Minuten erledigt.
Als wir im Obdachlosen Camp „Puerto Real“ ankamen, wurden wir schon freudig erwartet.
Wir bereiteten alles für die Verteilung vor und dann ging es los. Alle arbeiteten sehr sauber und ruhig und kleinere Probleme konnten schnell geklärt und gelöst werden.
Da alles sehr ruhig vor sich ging, blieb auch immer wieder kurz Zeit um mit Leuten zu reden und am Schluss als alles verteilt war nahm ich mir auch noch etwas Zeit für die Leute.
Das waren unglaublich schöne Momente als sich viele Leute nochmals persönlich bei mir bedankten und richtig glücklich waren. Einige hatten mich sogar umarmt und für mich gebetet.
Ich möchte vor Allem, dass Ihr Spender wisst was das für ein Gefühl war. Denn dank Euch konnten wir so vielen Menschen helfen und viele Lächeln auf schmerzverzehrte Gesichter zaubern.
Vielen Dank nochmals Euch allen für die grosszügigen Spenden.
Und wie so viele der Obdachlosen gesagt haben: „Ihr habt ein riesiges Herz. Gott wird euch dafür segnen“.
Als wir wegfuhren, winkten uns die Leute zu und Kinder rannten uns nach.
Wir kehrten dann zum Flughafen Camp zurück.
Nun musste ich mich von Allen verabschieden. Allen Soldaten, den Mitarbeitern des „MIES“ und den Bewohnern. Ein letzter Spaziergang durchs Camp. Ich war einerseits erleichtert, andererseits sehr, sehr traurig.
Mit dem Taxi fuhr ich dann zu meiner Familie um alles zu packen. Zusammen fuhren wir am späteren Nachmittag zum Busbahnhof wo wir uns verabschieden mussten und ich mit dem Bus die Stadt verliess. Ich war unglaublich traurig.
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Freitag 1.Juli 2016 – Vorbereitung Puerto Real
Über Mittag fuhr mich mein Gastbruder wieder zum Geschäft der Tante wo wir zusammen ein neues Kit zusammenstellten und ich berechnete das genaue Budget. War nicht ganz einfach. Aber zusammen haben wir ein neues, sinnvolles Kit zusammengestellt, auf die Bedürfnisse der Bewohner angepasst. Die Jungs im Geschäft machten sich dann sofort daran die Kits vorzubereiten, damit für Morgen alles klappt.
Ich ging dann zurück ins Flughafencamp. Ich musste noch alle meine Arbeiten abschliessen, da es mein letzter Arbeitstag da war.
Seit gestern war nun die Wasseraufbereitungsanlage in Betrieb. Mit 7500 Litern war sie völlig überdimensioniert. Ich hätte schon Ideen um Transporte in die vergessenen Camps zu organisieren um auch diese mit Trinkwasser zu versorgen. Aber leider bleibt mir nun keine Zeit mehr dafür.
Vor einigen Tagen habe ich angefangen mit einer stumpfen Säge, einem Hammer, ein paar Nägeln und meinem Leatherman, Holzbänke aus Abfallholz zu bauen. Den letzten musste ich heute noch fertig machen. Leider konnte ich nur drei bauen da mir die Idee erst kürzlich kam.
Natürlich habe ich die Bänke mit „Constructor Daniel Suizo“ markiert, damit sie mich auch nicht vergessen 🙂
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Donnerstag 30.Juni 2016 – Besuch Puerto Real
Heute bekam ich das Geld der Organisation zurück. 660$
Da ich bereits in zwei Tagen abreisen würde, wusste ich gar nicht was ich in der kurzen Zeit nun noch mit dem Geld anstellen sollte. Aber der Zufall wollte es, dass mich die Verantwortliche eines weiteren Obdachlosen Camps angerufen hat, da sie gehört hat was ich hier mache. Sie fragte mich ob ich ihnen nicht helfen konnte. Noch am selben Abend fuhr ich mit meinem Gastbruder im Camp vorbei um mir alles vor Ort anzusehen. Weitere 85 Familien, die in Zelten und unter Plachen leben müssen und nichts mehr haben.
Als wir ankamen, trafen wir die Verantwortlich Frau die im Rollstuhl sitzt. Sie war gerade mit einigen Leuten vom Camp am Sprechen. Sie freuten sich sehr, dass wir kamen.
Zuerst erzählten sie ihre Geschichten und wir haben uns die Zeit genommen, ihnen zu zuhören um ihnen zu zeigen, dass sie nicht ganz vergessen sind. Das waren sehr schwierige Momente die mir sehr nahe gingen. Zum Beispiel das 90 jährige Grossmütterchen im Rollstuhl, das im ersten Moment noch witzelt und lacht und im nächsten Moment in sich zusammen bricht und anfängt zu weinen weil es Angst hat. Angst, dass es wieder ein Erdbeben gibt, Angst vor der Zukunft, Angst davor dass keine Hilfe kommt. Ich musste mich richtig zusammen reissen um sachlich zu bleiben.
Aber genau das ist in der Situation sehr wichtig. Weil man ist in dem Moment die Person die ihnen Hoffnung gibt und ihnen zeigt, dass sie nicht vergessen sind und das ist das wichtigste in Zeiten wie diesen.
Wir haben dann mit ihnen gesprochen um herauszufinden, was wirklich wichtig für sie ist, was sie wirklich brauchten und was mit dem kleinen noch übrigen Budget überhaupt möglich ist. Somit bin ich noch einen Schritt weiter gegangen und kann nun das Kit auf die Bedürfnisse der Menschen anpassen.
In der Nacht musste ich dann die Bewohnerliste vorbereiten um die Abgabe der Kits zu kontrollieren.
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Trennung der Organisation YMCA
Wie bereits erwähnt, musste ich mich von der Organisation YMCA trennen.
Leider musste ich feststellen, dass sie für die Verteilung der ersten Hygiene Kit sehr schlampig gearbeitet haben. Was heisst, sie kauften in teuren Märkten ein, überteuerte Produkte und leider bemerkte ich auch, dass Geld in die Taschen gewisser Mitarbeiter geflossen sein muss.
Wie war das möglich?
Kurzfassung:
Nach dem Aufdecken des Betrugs, ging ich gegen die Organisation vor um Geld zurück zu kriegen. Das war sehr gefährlich für mich und ich durfte mich nicht mehr im freien sehen lassen.
Ich hatte aber Unterstützung von vielen Leuten, dem MIES und kriegte Militärschutz.
Schlussendlich wurden mir 660 US$ zurück erstattet und ich konnte damit noch vielen weiteren Menschen helfen.
Ausführliche Fassung:
Da ich am Anfang, bevor ich mich entschied noch länger illegal im Land zu bleiben, nur 1,5 Wochen Zeit hatte um Spendenverteilung zu organisieren, war ich gezwungen mit der Organisation zusammen zu arbeiten und das vorgefertigte Kit zu kaufen. Ich konnte das unmöglich selber in die Hand nehmen, da mir die nötigen Kontakte und Erfahrungen dafür fehlten. Alles musste blitzschnell gehen und es blieb mir nichts anderes übrig als ihnen zu vertrauen.
Stellt Euch vor, man ist neu in einer Stadt der Armut, einem Land der Korruption. Man kann niemandem vertrauen, da man noch niemand richtig kennt. Man muss unglaublich vorsichtig und verschlossen sein, da man mit verhältnismässig sehr viel Geld arbeitet und das kann an einem solchen Ort sehr gefährlich sein.
Als ich mich dann entschied zu bleiben und mehr selber zu organisieren, sind verschiedene Dinge herausgekommen, wie zum Beispiel, dass die Organisation fast nie in den Camps etwas hilft, das sie wie gesagt zu teure und auch teilweise unnötige Marken fürs Kit kauften und durch einen Anwalt sogar, das der Kopf der Aktion bei ihnen in der Kanzlei schon bekannt sei als Trickbetrüger.
Da die Organisation noch nicht wusste, dass ich von ihrem Betrug wusste, liess ich sie in dem Glauben weiterhin mit ihnen zusammen zu arbeiten und schindete Zeit. Im Hintergrund organisierte ich nun alles selber fürs weitere Vorgehen. Alles vom Einkaufen, Vorbereitung der Kits Transport bis zur Verteilung. Zum Glück wurde ich von der Familie Sarmiento und dem Militär unterstützt.
Parallel dazu setzten wir alle Hebel in Gang um von verschiedenen Seiten her Druck auf die Organisation YMCA auszuüben.
Alles musste genau koordiniert werden, denn sobald ich sie mit dem Betrug konfrontieren würde, lebe ich unter Umständen sehr gefährlich. Denn für so viel Geld kann an einem solchen Ort ohne Problem ein Unfall organisiert werden. Ich musste also kurz vor der Konfrontation möglichst viele Leute darüber informieren was passiert ist und das so offensichtlich, dass die Organisation es mitkriegt und weiss wie viele Leute darüber Bescheid wissen damit es ein zu grosses Risiko wird mir etwas anzutun.
Also habe ich am Tag des nächsten Treffen möglichst viele Leute im Flughafen Camp informiert, das Militär und das MIES (Ministerio de Inclusion Economica y Social). Letztere haben auch direkt da angerufen und um eine Stellungnahme gebeten.
Wir haben den Fall auch einer Anwaltskanzlei geschildert. Da wir aber einen Vertrag haben kann aus rechtlicher Sicht, zu diesem Zeitpunkt leider nichts gemacht werden.
Zum Treffen am nächsten Tag nahm ich meine beiden kräftigen Gastbrüder mit. Von jetzt an durfte ich mich da nicht mehr alleine blicken lassen.
Um den Betrug aufzuzeigen, hatte ich Tabellen und Vergleiche erstellt, mit welchen die beiden Kits direkt miteinander Verglichen wurden und den Unterschied, prozentual aufzeigten.
Als ich den Kopf der Organisation konfrontierte, war dieser einen Moment lang etwas nervös und unsicher. Er fasste sich dann aber schnell wieder und redete sich aus der Sache raus. Von wegen, die Geschäfte hätten sie abgezockt, bla bla bla. Alles nur heisse Luft. Ich liess aber nicht locker und erreichte, dass er eine neue Kalkulation machen musste und mir Geld zurück erstatten wird.
Das Treffen war also ein Erfolg und wir konfiszierten auch noch die 15 Kits, die noch von der letzten Verteilung übrig waren.
Aber von jetzt an musste ich sehr vorsichtig sein und durfte nicht mehr zu Fuss zum Camp laufen.
Ich nahm jeden Morgen ein Taxi oder jemand der Familie fuhr mich.
Da ich nun illegal im Land war, musste mich auch vor der Polizei in Acht nehmen. Falls die Organisation Kontakte bei der Polizei hat, könnten mich diese fassen, direkt zur Grenze bringen und ausschaffen oder sogar in Flugzeug stecken und zurück in die Schweiz schicken.
Das wäre das einfachste für YMCA. Dann wäre ich weg und das Problem gelöst.
Zu Hause und im Camp war ich aber sicher. Da sie nicht wussten wo ich wohnte und das Militär in Ecuador mehr Macht hat als die Polizei konnte mich niemand aus dem Camp abführen.
Und als ich dem Captain des Militärs die Vorfälle schilderte versprach er mir kompletten Schutz durch seine Soldaten. „Egal was passiert. Wenn irgendwas ist, rufst du mich an und wir holen dich da raus. Egal wo in Ecuador.“ Das gab mir schon ein etwas sichereres Gefühl aber ihr könnt mir glauben, ich habe in der Zeit trotzdem nicht mehr viel geschlafen.
Zwei Tage später war das nächste Treffen mit der Organisation. Dafür bekam ich die zwei grössten und stärksten Soldaten zum Schutz und zum Demonstrieren, dass ich die vollste Unterstützung des Militärs habe.
Die Sitzung ergab, dass sie mir 660 US$ zurück erstatten werden. Das war bestimmt nicht genug aber auf jeden Fall ein Erfolg. Damit konnte ich wieder vielen Menschen helfen.
Ich verlangte, dass mir das Geld am selben Tag im Flughafen Camp ausgehändigt wurde, was auch klappte.
Für den Moment kann ich nichts mehr tun. Ich werde aber auf jeden Fall wenn ich sicher über die Grenze gekommen bin auch weiterhin gegen die Organisation vorgehen.
Dafür habe ich nun auch die Unterstützung von verschiedenen Stellen vor Ort. So ein Betrug erzürnt natürlich die Menschen hier und ich bin sicher, dass wir da noch etwas erreichen können.
Genaue Zahlen können dem Abschlussbericht entnommen werden
Update 8.9.2016 ab hier:
Nun illegal im Land
Da ich mich entschieden habe, nach meinen geplanten 2 Wochen noch länger zu bleiben, musste ich ein neues Visum haben. Das ist aber sehr teuer ist. Mind. 240$. Das konnte und wollte ich mir für nur einen Monat länger nicht leisten. Leider konnte mir weder die Organisation noch „Ministerium für wirtschaftliche und soziale Eingliederung“, noch das Militär helfen um ein gratis Helfer-Visum für einen Monat zu erhalten. Aber trotzdem entschloss ich mich noch länger zu bleiben. Nun bin ich schon seit dem 15. Juni illegal hier im Land.
Sollte ich in eine Polizeikontrolle kommen, könnten sie mich des Landes verweisen und mich auf meine Kosten in ein anderes Land oder sogar zurück in die Schweiz schicken, was natürlich nicht in meinem Sinne wäre.
Aber solche Kontrollen kommen eher selten vor und solange ich mich nur hier im Camp aufhalte ist es kein Problem.
Wenn ich das Land dann freiwillig verlassen werde muss ich wohl eine kleine Busse bezahlen und werde für 9 Monate des Landes verwiesen. Aber das nehme ich in Kauf um den Menschen hier noch mehr zu helfen.
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Mittwoch 29.Juni 2016 – Verteilung in Mamey
Nun war es soweit. Am morgenfrüh fuhr ich mit meinen Gastbrüdern zum Flughafen Camp. Dort machten wir zusammen mit 3 Soldaten den Lastwagen fertig und verluden alles Material was wir brauchten. Dann fuhren wir quer durch die Stadt zum Geschäft der Tante und verluden alle vorgefertigten Kits. Dabei galt ebenfalls Vorsicht, da es mitten im Marktgebiet der Stadt ist und es viele Leute hat die dann natürlich auch eine Tüte wollen. Deshalb muss das Verladen gut überwacht werden. Danach ging es ins Obdachlosen Camp „Albergue Parque Mamey“. Die Leute erwarteten uns schon und sassen alle auf der kleinen Tribüne des Sportplatzes.
Wir stellten die Absperrgitter auf und ich instruierte alle Helfer, Militär, Polizei etc. wie wir vorgehen werden.
Wie auf folgendem Plan ersichtlich.Dann ging es mit der Verteilung los. Die Leute stellten sich in zwei Kolonnen an, mussten die Identitätskarte zeigen, unterschrieben und bekamen dann ein, oder grosse Familien zwei Kits.
Alle haben super gearbeitet und es ging reibungslos, ohne Zwischenfälle über die Bühne und 152 Familien mit 480 Personen haben wieder Hygiene Artikel für die nächsten Wochen.
Die Leute waren sehr freundlich, dankbar und haben sich meist auch freundlich bedankt.
Das war richtig toll, nun auch das Ganze selbst organisiert zu haben. Das wäre beim ersten Mal unmöglich gewesen.
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Dienstag 28.Juni 2016 – Vorbereitung
Die letzten Tage war ich extrem beschäftigt, eine weitere Spendenverteilung für ein weiteres, vergessenes Camp in der Stadt zu organisieren.
Ich musste mich nach genaueren Recherchen leider von der Organisation YMCA trennen. Eine weitere Zusammenarbeit war nicht mehr tragbar. Darüber werde ich aber später noch ausführlich berichten.
Au diesem Grund gab es sehr viel zu tun und ich war Tag und Nacht, pausenlos am Arbeiten. Zum Glück unterstützt mich meine Gastfamilie hier enorm. Ich konnte super von ihrem Einheimischen Wissen und ihren Kontakten profitieren. Und immer wenn ich irgendwo hin musste fuhr mich jemand und begleitete mich, um mich zu unterstützen, da ich ja doch noch nicht perfekt Spanisch spreche und verstehe.
Zuerst besuchte ich mit meinem Gastbruder das Camp „Parque Mamey“, welches in zwei Blöcke aufgeteilt ist und nahm Kontakt mit den verantwortlichen Bewohnern auf um mir alles genau anzusehen und die nötigen Vorbereitungen zu treffen.
Die Leute haben fast nichts. Nur Plachen mit Matratzen darunter, keine Toiletten oder Duschen, fast nichts zu Essen und zu Trinken. Alle vier Tage sollte das Militär Lebensmittel liefern aber das klappt auch nicht immer. Hier wird unbedingt Hilfe benötigt.
Da ich die letzten Wochen intensiv im Flughafencamp, welches vom Militär geführt wird, gearbeitet habe, wurden mir alle nötigen Mittel zur Verfügung gestellt. Das heisst einen Lastwagen mit Fahrer, zwei Soldaten zum Schutz, Absperrgitter und sonstiges Material. Das war super und nicht selbstverständlich. Der Captain hat gesagt, dass weil ich dem Militär und den Menschen so viel geholfen habe, wollen sie mir jetzt auch helfen. Genial.
Ich habe mit Hilfe einer alten, sehr hilfsbereiten Apothekerin und einer Tante meiner Gastfamilie, welche ein Lebensmittelgeschäft führt ein neues Hygiene Kit zusammengestellt. Auch dieses Team hat super Arbeit geleistet und die Kits pünktlich und sauber fertig gestellt.
Und nachts habe ich die Listen mit allen Namen der Bewohner, Passnr. Anzahl Familienmitglieder, etc. Zusammengestellt. Das ist hier ziemlich viel Arbeit, da jeder mind. 4 Namen hat 🙂
Nun war alles bereit für Morgen.
Meine erste, selbst organisierte Spendenverteilung.
Ich war verdammt aufgeregt.
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Montag 27.Juni 2016 – Neue Schule
Das Camp entwickelt sich immer weiter. Es wird darauf eingestellt, dass viele Menschen noch lange Zeit hier leben müssen. Bessere Toiletten, Duschinstallationen, Einrichtungen für die Zelte, Kindergartenzelt, ….
Sogar eine neue Schule wird auf dem Flughafengelände errichtet wie man auf folgenden Fotos erkennen kann.
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Samstag 25.Juni 2016 – Tornado
Ab und zu kommt es auf dem Flughafengelände zu kleinen Tornados, da es eine sehr weite, offene Fläche ist. Da es sehr trocken und staubig ist, kann man diese extrem gut sehen.
Heute war es wieder extrem heiss und sehr windig. Ich war gerade zwischen den Zelten unterwegs, da ich zwei Paletten auslieferte, als plötzlich einer von vier langen Holzpfosten, an einer Plache befestigt, durch die Luft geschleudert wurde. Ich schaute nach was los war. Zum Glück war nichts passiert. Kurz darauf sah ich einige 100 Meter weiter vorne, wie sich der kleine Tornado wieder aufbaute und dann ein grosses Militärzelt (ca. 10m lang) einige Meter über einen Stahlcontainer in die Luft wirbelte und dann wieder auf den Container herunter schmetterte.
Sofort kamen Soldaten angerannt. Ich lief auch hin. Zum Glück war niemand verletzt. Es sind immer einige Soldaten am Schlafen in den Zelten, auch Tagsüber da sie Nachtwachen haben. Zum Glück lag genau in diesem Zelt niemand.
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Mittwoch 22.Juni 2016 – Chaos Kleiderausgabe
Bei einem Spaziergang durchs Camp entdeckte ich einen Kindergeburtstag. Das ist den Menschen hier in Ecuador sehr wichtig und sie geben sich immer sehr Mühe für ihre Kinder.
So etwas zu sehen freut einem sehr wenn die Kinder glücklich sind.
Leider hatte ein Sponsor sein Zelt vor der Materialausgabe wieder abgeholt. So mussten wir in den letzten Tagen ein neues Dach bauen. Das ist uns ganz gut gelungen.
Heute mussten wir tausende von Kleidungsstücken verteilen, dementsprechend gross war der Andrang der Bewohner. Aber mittlerweile ist es ganz gut organisiert und die Leute wissen wie es läuft. Das ganze ging zu Anfang mehr oder weniger reibungslos über die Bühne. Nur die gewohnten, gut gemeinten aber doch sehr mühsamen Ratschläge der Besserwisser verzögerten die Arbeit immer wieder. Am späteren Abend (ich war schon nicht mehr anwesend) artete es anscheinend aus als ein junger Mann eine Kartonschachtel mit Kleidern zurück über Zaun schmiss und lautstark protestierte, dass ihm die Kleider nicht gefallen. Daraufhin eiferten ihm andere nach und das Verteilen der Spenden dauerte fast die ganze Nacht. Als ich am nächsten Morgen zur Arbeit kam waren die Soldaten ziemlich kaputt weil sie die restlichen Kleiderschachteln bewachen mussten und nichts geschlafen haben. E ist unglaublich, dass sich einige Menschen in einer solchen Lebenslage verhalten, als ob sie in einem 5 Sterne Hotel zu Gast wären. Sehr schade.
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Montag 20.Juni 2016
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Freitag 17.Juni 2016 – Drachen
In den letzten Tagen passierte nicht viel Spezielles.
Das Camp im Flughafen wird weiter verbessert mit WC- und Duschwagen, diversen Installationen, Kindergartenzelt, etc…
Hier werden die Menschen noch Monate bis Jahre leben müssen, bis alle wieder ein Zuhause haben.
Teilweise müssen Familien rausgeworfen werden, da sie Schmarotzern, vom Service im Camp profitieren, sich gratis verpflegen, Hygieneartikel und Kleider beziehen obwohl sie ein intaktes Zuhause und sogar einen Job haben.
Leider kommt das auch vor.
Was immer wieder schön anzusehen ist, wenn die Kinder und auch Erwachsene aus Abfall, Drachen basteln und diese steigen lassen. Hier weiss eigentlich noch jeder wie so etwas geht.
Natürlich endet der eine oder andere Drachen in den Leitungen und Masten des Flughafengeländes 🙂
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Dienstag 14.Juni 2016 – Blutspendeaktion
Heute habe ich mich definitiv entschlossen, noch etwas länger hier zu bleiben. Zwei Wochen sind einfach zu wenig. Und so kann ich auch noch die restlichen Spenden gewissenhaft und richtig einsetzen.
Im Camp fand eine Blutspende Aktion statt kombiniert mit Vorführungen von Akrobaten, Clowns und langweiligen Reden von irgendwelchen Ministerinen. Die Shows können nicht mit denen bei uns in der Schweiz verglichen werden, aber die Kinder hatten Freude 🙂
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Montag 13.Juni 2016 – Trinkwasser
Die letzten Tage waren eher Ruhig und wir hatten genügend Trinkwasser. Ich habe nun auch mehr Kompetenzen, habe angefangen immer am Morgen das Wasser zu zählen und eine Berechnung zu machen, damit wir allen Personen gleich viel geben und es für alle hat. Die Statistik danach zeigt uns auch immer wie viele Leute aus wie vielen Zelten, wie viel Wasser erhalten haben.
Früher gab es einfach pro Zelt 9 Liter. Egal ob für 2 oder 10 Personen. Da sollte eigentlich der letzte Depp merken, dass es einfach nicht fair ist. Und manchmal ist dann das Wasser auch nach der Hälfte der Leute, am Mittag ausgegangen, was ja auch nicht korrekt ist. Aber jetzt ist es immer fair und ich kann bei genügend Wasser auch schon Tage voraus planen wann wir neues Wasser brauchen.
Läuft im Moment wie geschmiert.
Es ist auch eine stationäre Trinkwasser-Aufbereitungsanlage im Aufbau.
Damit wir Spenden unabhängig werden und das eigene Trinkwasser herstellen können.
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Donnerstag 9.Juni 2016 – Auslieferung Parque Cayambe
Heute war es soweit. Es wurde Zeit die Hygiene-Kits auszuliefern.
Zuerst haben wir die Pakete auf den Pickup verladen und fuhren dann zum Camp „Parque Cayambe“.
Eigentlich sollte uns das Militär helfen und für Schutz sorgen. Die hatten aber gerade keine Zeit. Deshalb hatten wir nur einige Polizisten zur Verfügung und wir mussten unseren Plan ändern. Wir konnten mit dem Pickup nicht in den Park hinein fahren. Es waren schon zu viele Leute versammelt und die würden uns sofort den Pickup plündern. Wir parkten also auf der Strasse ausserhalb. Ich und zwei Polizisten blieben beim Auto. Die restlichen Helfer waren drinnen und registrierten die Familien. Dann kam jeweils ein Helfer mit einer bis drei Personen raus und ich übergab das Hygiene-Kit.
Leider waren nicht alle Leute freundlich und dankbar. Einige waren sogar sehr unfreundlich und beschimpften uns, dass wir nicht mehr geben und warum wir erst jetzt kommen. Das ist im ersten Moment zwar sehr frustrieren aber je länger ich hier bin und je mehr ich mit diesen Menschen zu habe, desto besser verstehe ich ihr Verhalten. Das ist ganz klar die Verzweiflung, welche die Menschen verändert und verängstigt und die Frustration darüber, dass sie vom Rest der Welt vergessen werden. Es zeigt auch, wie dringend die Menschen diese Hilfe brauchen.
Natürlich gibt es auch Menschen, die es sehr schätzen und realisieren was wir für sie tun und sich auch dementsprechend freundlich bedanken.
Auf der Strasse wurden auch Leute auf uns aufmerksam, welche nicht im Camp wohnen sondern sonst irgendwo unter einer Blache. Die betteln einem dann an und wollen auch etwas abhaben. Teilweise flehen sie einem mit Tränen in den Augen regelrecht an. Das ist dann schon verdammt hart dem Menschen in die Augen zu schauen und zu sagen, dass er leider nichts bekommen werde.
Drinnen wurden die Helfer regelrecht überrannt und belagert, so dass die Arbeit sehr schwierig war und nur langsam voran ging. So brauchten wir über vier Stunden um alles gerecht zu verteilen.
Auch bei mir draussen bildete sich nach und nach eine Gruppe von Menschen die alles genau beobachteten und kommentierten, uns teilweise beschimpften aber auch Fotos mit mir machen wollten, mein Facebook und meine Handynummer wollten, da sie halt so gut wie nie jemanden mit blauen Augen sehen. Das wurde dann schon auch etwas lästig.
Aber schlussendlich haben alle einen sehr professionellen Job gemacht und wir konnten das Camp unbeschädigt verlassen.
Das war eine unglaublich spezielle Erfahrung und ich war froh, dass ich schon eine Weile hier bin und mich an die Umstände gewöhnt habe.
Auf jeden Fall haben wir jetzt schon einen grossen Teil unserer Spenden sinnvoll einsetzen können.
Ich werde auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, wie ich den Rest einsetzen werde.
Vielen herzlichen Dank an alle Spender und Helfer hier vor Ort.
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Mittwoch 8.Juni 2016 – Das Kit
Letzte Woche hatte ich mit der Organisation YMCA besprochen, wie wir am besten mit den Spenden helfen können. Die Menschen in den „Nicht Offiziellen“ Camps werden ca. jeden dritten Tag vom Militär mit Nahrung und Trinkwasser versorgt. Was sie brauchen sind Medikamente und Hygieneprodukte.
Bei einer Katastrophe von diesem Ausmass braucht es immer zuerst die Soforthilfe, Ärzte, Medizinische Versorgung, Wasser, Unterkunft,… Danach, einige Tage bis Wochen später wird die Hygiene zum Problem und Säuchen brechen aus. Deshalb ist es jetzt enorm wichtig, dass die Menschen sich und ihre Kleider waschen und pflegen können.
Wir sind zum Schluss gekommen, dass es im Moment am besten ist, wenn wir im Camp „Parque Cayambe“, die 700 Personen mit Hygieneartikeln versorgen.
Diese wurden in den letzten Tagen zusammen gekauft und heute zu Hygiene-Kits zusammengestellt
Das Hygiene Kit:
Das Kit besteht aus den nötigsten Produkten für eine Familie, für die nächsten paar Wochen.
In folgender Tabelle können die genauen Produkte und Preise entnommen werden.Jedes Kit kostet 34.80 $
Warum so teuer?
Es ist ja allgemein bekannt, dass es in Latinoamerika sehr teuer ist Markenprodukte zu kaufen.
Vor ca. 1-2 Jahren hat der etwas verrückte und sehr unbeliebte Präsident ein Gesetz eingeführt wonach extreme Steuern auf Luxusprodukte erhoben wurden. Leider fallen fast alle Hygiene Produkte sowie Medikamente, etc… darunter. Gewisse Produkte sind unglaublich teuer, sogar viel teurer als in der Schweiz (z.B. Ein Lippenpomadenstift kostet über 5$)
Es gibt viele arme Menschen, welche sich solche Produkte seither nicht mehr leisten können.
Aber genau jetzt und hier sind diese Produkte enorm wichtig.
YMCA – Die Hilfsorganisation:
YMCA ist eine internationale Organisation welche sich hier vor allem in der Prävention gegen Drogen und Gewalt bei Kindern stark engagiert. Und in dieser Zeit auch in den vielen Obdachlosen Camps welche eben nicht so gut vom Staat unterstützt werden.
Ich lernte die ganze Organisation sehr gut kennen, den Hauptsitz, die wichtigen Leute, wie sie arbeiten, etc… Und es macht wirklich einen super Eindruck. Auch viele junge Freiwillige, die momentan 7 Tage die Woche arbeiten und sie machen wirklich einen super professionellen Job.
Ich habe auch diverse Zweitmeinungen eingeholt von verschiedenen Personen denen ich vertraue. Und alle haben einen sehr guten Eindruck.
Mehr Infos gibt es auch auf ihrer Facebook Seite: YMCA Manabí ACJ
Morgen werden wir dann die Hygiene Kids im Camp verteilen. Darauf freue ich mich ganz besonders.
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Montag 6.Juni 2016 – Ausländer
Im Camp und in der Stadt bin ich weit und breit der einzige Ausländer.
Das ist natürlich sehr interessant, auch für die Einheimischen. Ob im Camp oder auf der Strasse erkennen mich die Leute mittlerweile. Kaufe ich zweimal im selben Shop auf der Strasse ein, kennen sie mich und begrüssen mich immer sehr freundlich.
Ich habe mich Mal bei den Leuten welche schon seit Anfang an im Camp arbeiten informiert, wie es so mit Volontären ausgesehen hat seit dem Erdbeben.
Ich sei der Erste und Einzige Ausländer der im Camp hilf. Das hat mich etwas erstaunt, da es doch direkt nach dem Beben einen Helferüberschuss hatte. Offensichtlich war das aber nur direkt an der Küste der Fall, Manta etc…
Heute war ein normaler Arbeitstag mit Wasserausgabe und Kleider sortieren…
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Sonntag 5.Juni 2016 – Wochenende
Nach 9 Tagen durcharbeiten, hatte ich mir heute Mal eine Pause gegönnt. Sonntags läuft sowieso fast nichts und das Militär muss ja schliesslich auch etwas zu tun haben. Also machte ich mit meiner Gastfamilie einen Ausflug zum Strand um etwas zu relaxen.
Am Abend habe ich dann in der Zeitung etwas gelesen das mich schon sehr verärgert hat.
Es wird geschrieben, dass in „Portoviejo“ 1200 Personen im Obdachlosencamp „Aeropuerto“ leben. Das ist dort wo ich arbeite und stimmt auch. Aber es hat mindestens nochmals doppelt so viele Obdachlose in den anderen, eben nicht vom Staat unterstützten Camps, von welchen ich drei besucht habe. In diesen 3 grössten, nicht unterstützten Camps leben nochmals 465 Familien mit insgesamt 2365 Personen. Man stelle sich vor wenn das überall so ist, dann sind es nicht wie geschrieben 6381 Obdachlose, sondern mindestens 19‘000 Menschen ohne Zuhause.
Es ist unglaublich, dass diese Problematik sogar hier im Land verschwiegen wird und nur das Vorzeigecamp erwähnt wird.
Aber genau diesen vergessenen Opfern werde ich mit Eurer Spende versuchen zu helfen.
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Samstag 4.Juni 2016 – Ground Zero
Nachdem mich heute Morgen mein Gastbruder eine halbe Stunde lang durch „Ground Zero“ im Stadtzentrum gefahren hat, war mir schon sehr mulmig im Magen.
Es sieht aus wie in einer zerbombten Stadt in einem Kriegsfilm. Viele Gebäude sind stark beschädigt, einige sind schon ganz verschwunden und die Plätze gereinigt und einige werden von riesigen Baggern abgerissen und die Schuttberge sind riesig. Das ganze Zentrum ist gesperrt und wird von der Armee bewacht.
„Hier sind 30 Menschen gestorben, da 60 verschüttet und tot geborgen worden und in diesem komplett zerstörten Gebäude hielt sich 5 Minuten vor dem Erdbeben mein Bruder auf. Darin starben 8 Personen.“ Einige Worte meines Gastbruders.
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Freitag 3.Juni 2016 – Neue Spenden
Zum Glück sind heute wieder Spenden in Form von Esswaren und Wasser angekommen.
Das hiess sehr viel Arbeit am Morgen. Neben dem vielen Wasser, das wir ausgeben mussten, da es gestern nicht gerade viel gab, mussten wir auch noch alle Spenden aus den Lastwagen in die Container befördern. Das ist harte Knochenarbeit und hinten im Container herrschen etwa 40°C
Ufff. Da ist man nach 20 Minuten klatschnass.
Aber das gefällt mir wenn etwas geht und man was Sinnvolles tun kann.
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Donnerstag 2.Juni 2016 – Organisation im Flughafen
Die Organisation hier im Flughafen Camp lässt etwas zu wünschen übrig. Am Morgen habe ich als erstes ausgerechnet wieviel Wasser wir mindestens für den Tag brauchen, festgestellt dass es nie und nimmer reicht und die Verantwortlichen informiert. Also eigentlich habe ich es denen gestern schon gesagt.
Die Antwort. Ja das Wasser kommt in Kürze. Wir haben alles organisiert. Natürlich war das Wasser schon um 10.00 Uhr aus und es kam keines mehr. Dann hat man wieder die Ehrenvolle Aufgabe den Menschen die frohe Botschaft zu überbringen, dass es heute nichts zu trinken gibt. Nicht immer gerade einfach.
Da ich keine Arbeit mehr hatte. Half ich in den Containern mit, die Waren zu sortieren und Pakete mit Hygieneartikeln für die Familien zusammen zustellen.
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Mittwoch 1.Juni 2016 – Die Camps
Vier Stunden war ich heute mit Leuten der Organisation YMCA unterwegs. Ich werde voraussichtlich mit ihnen zusammenarbeiten um die grosszügigen Spenden von Euch bestmöglich einsetzen zu können.
YMCA ist eine internationale Organisation welche sich hier vor allem in der Prävention gegen Drogen und Gewalt bei Kindern stark engagiert. Und in dieser Zeit auch in den vielen Obdachlosen Camps welche eben nicht so gut vom Staat unterstützt werden.
Gleich vier Leute der wirklich professionell arbeitenden Organisation betreuten mich in den vier Stunden. Ich lernte alles kennen, den Hauptsitz, die wichtigen Leute, wie sie arbeiten, etc… Und es macht wirklich einen super Eindruck. Auch viele Freiwillige die momentan 7 Tage die Woche arbeiten.
Es gibt insgesamt noch 7 weitere Obdachlosen Camps in der Stadt mit bis zu 850 Personen pro Camp. Die sind meist in Parks oder Sportplätzen angesiedelt. Da gibt es auch noch unglaublich viele Leute, die in improvisierten Zelten unter Plastikplanen auf dem Boden oder auf Matratzen aus ihren zerstörten Häusern leben müssen. Manchmal haben sie noch einen Fernseher oder eine improvisierte Küche eingerichtet. Toiletten hat es fast keine. Da müssen sich schon mal über 800 Personen, 3 öffentliche Toiletten teilen. Dusch gibt es keine. Da herrschen unglaubliche Zustände. Wenn man so etwas live sieht trifft es einem emotional schon sehr viel härter als wenn man es sich im Fernsehen anschaut.
Ich wurde da auch vielen Menschen vorgestellt und konnte mit ihnen reden. Viele bedankten sich bei mir und waren glücklich nur schon weil sich jemand für sie interessiert.
Das waren vier unglaublich intensive Stunden mit sehr vielen Informationen und Diskussionen (das alles in einer Fremdsprache. Ufff), vielen neuen Bildern und Emotionen.
Wir werden jetzt alles planen, wie und wo ich die Spenden am besten einsetzen kann.
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Dienstag 31.Mai 2016 – Militärshow
Heute gab es eine Militärshow im Camp. Mit Fallschirmspringern, Panzern, Hundevorführung, Militärmusik, etc…
Das hat mich ehrlich gesagt etwas geschockt. So eine Show ist sehr teuer und mit dem Geld könnte man doch ein bisschen Wasser für die Betroffenen kaufen.
Das war wohl eher eine Präsentation für die Öffentlichkeit mit vielen Fotografen und Fernsehjournalisten um zu zeigen, dass das Militär und der Präsident alles im Griff haben und um von den Zuständen in den anderen, kleineren Camps abzulenken.
Aber Morgen werde ich genau drei dieser unbekannten Camps besuchen um mir ein Bild zu machen. Und um zu entscheiden wo ich die Spenden am besten einsetzen werde.
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Montag 30.Mai 2016 – Materialausgabe
Heute Montag war viel mehr los in der Materialausgabe.
Viele freiwillige Helfer sortierten die vielen Spenden in den Containern. Damit wurden Pakete zusammengestellt, welche jede Familie kurz vor Feierabend abholen konnte.
Für die Kinder war ein Basketballtrainer da und beschäftigte die Kinder zwei Stunden lang mit Aufbauübungen und Spielen. Das war super
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Sonntag 29.Mai 2016 – Wasser ausgegangen
Dummerweise ging heute schon sehr früh das Wasser aus, so dass nur einige wenige Familien zu ihrem Wasser kamen. Schon seit Mittwoch sollte wieder Wasser eintreffen, aber irgendwo gibt es ein Problem oder es sind ganz einfach keine Spenden mehr da. Jetzt müssen wir auf Wasser warten und den armen Leuten erklären, dass es heute kein Wasser für sie gibt. Bei 30 Grad im Schatten ist das keine leichte Aufgabe. Natürlich artet es manchmal in Diskussionen aus. Vor allem wenn Eltern mit ihren kleinen Kindern und Babys nicht verstehen können warum es kein Wasser mehr geben soll.
In solchen Momenten ist man froh, dass das Militär alles kontrolliert und beschützt.
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Samstag 28.Mai 2016 – Kinderprogramm
Heute war Spezialprogramm im Camp. Es kamen den ganzen Tag Tanzlehrer, Bands, Clowns und Tanzgruppen um die Leute zu unterhalten. Alles Freiwillige, die am Wochenende durchs Land reisen und in solchen Camps die Leute aufheitern
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Freitag 27.Mai 2016 – Bodega
Ich habe bei einer sehr netten Familie Zuflucht gefunden und darf hier mit ihnen zusammen leben.
Heute war mein erster Arbeitstag. Ich konnte in der „Bodega“ Materialausgabe mithelfen.
Die Hauptaufgabe besteht darin, den Obdachlosen Wasser zu verteilen.
In einem Container hat es alles ½ Liter Wasserflaschen, gespendet von den USA. Von diesen gibt es heute 12 Flaschen für jede Familie. Das heisst 6 Liter für einen ganzen Tag für 4-5 Personen bei 30 Grad. Dafür müssen sie Unterschreiben damit niemand betrügen kann.