1. Juni 2018 – Back Home

Ich war so lange von zu Hause weg. 3,5 Jahre lang zog ich durch die Welt, lebte in anderen Kulturen mit Menschen ganz anderer Mentalität und Einstellungen.

Kein Wunder war ich sooo unglaublich nervös und hatte irgendwie auch Angst. Was erwartet mich zu Hause, wie werde ich aufgenommen, fühle ich mich noch als Schweizer und kann ich mich wieder einigermassen eingliedern oder bin ich nun zu sehr Latino geworden ?

Ich war so nervös, dass ich richtig gezittert habe als ich den Flug buchte und konnte kaum noch schlafen. Im Flugzeug war ich extrem angespannt aber nun konnte ich nicht mehr zurück.

Es war ein sonniger Mittag beim Landeanflug und mir wurde bewusst, wie wunderschön unsere kleine Schweiz doch ist.

Als ich im Flughafen wieder Schweizerboden unter den Füssen hatte, war ich so überfordert mit dem Schweizerdeutsch, dass von allen Seiten auf mich einprasselte, dass ich Musik hören musste.

Im Zug und Postauto nach „Rutschwil“ klebte ich am Fenster und sog die Landschaft in mich auf.
Kurz vor der Rutschwiler Ortstafel hielt ich kaum noch aus. Ich explodierte fast vor Nervosität.

Dann endlich kam ich in meinem Zuhause an. Es war wunderschön. Ich konnte endlich wieder meine Familie und Freunde in die Arme nehmen und am Abend ging ich direkt in den Turnverein, um meine zweite Familie zu begrüssen.

Am nächsten Tag war direkt Turnfest angesagt, was ja sooo geil war.

Ich bin überglücklich wieder Zuhause zu sein….

25. Mai 2018 – Schwierigste Entscheidung

Während der ganzen Tour durch Patagonien hatte ich viel Zeit nachzudenken. Ich fuhr ja über 14’000km und war meist alleine im Helm 🙂

Ich überlegte immer wieder, was ich nach Patagonien machen werde. Ich hatte verschiedene Ideen. Unter anderem stellte ich mir auch vor wie es sein würde, nach Hause zu gehen. Nach 3,5 Jahren Familie und Freunde wieder zu sehen und mein geliebtes Heimatland. Zu Turnen und die Turnfester zu geniessen. Einfach wieder Mal so leben wie früher.

Bei all den verschiedenen Ideen über Tauchen in Mexiko, Surfen in Panama, irgendwo Arbeiten, Motorradfahren in Bolivien und vieles mehr, gefiel mir doch der Gedanke daran den Sommer in der Schweiz zu verbringen, immer mehr, bis ich nur noch daran denken konnte. Mein Heimweh wurde so stark wie noch nie zuvor. Also entschied ich mich zum Schluss sehr spontan, endlich nach Hause zu gehen.

Da ich mein Motorrad hierlassen musste, fuhr ich von „Tongoy“ direkt nach Argentinien.
Normalerweise kriege ich in jedem Land ein 3 Monatsvisum für mein Moppet. Aber genau beim Grenzübergang zwischen „Santiago“ und „Mendoza“ gibt es 8 Monate für Fahrzeuge. Ich wollte aber lieber 10 Monate. In „San Juan“ wo ich mein Baby in der Werkstatt meines Kumpels Gabriel einstellen konnte, ging ich auf das Strassenverkehrsamt (da kenne ich jemanden) um auszuchecken ob ich das Visum noch 2 Monate verlängern konnte. Leider unmöglich und schmieren geht auch nicht, da mittlerweile alles mit einem Computersystem kontrolliert wird. Nun wusste ich, dass mir genau 8 Monate blieben. Sollte ich das Motorrad bis dahin nicht aus dem Lande gefahren haben, würde es mir weggenommen werden oder ich müsste eine saftige Busse bezahlen, mehr als es noch Wert ist.

Ich buchte also den Flug und fuhr am nächsten Tag nach einem Abschieds-BBQ in der Werkstatt von Gabriel, rüber nach „Chile“, da die Flüge von da einen Drittel günstiger waren.
Nach einer Abschiedsparty im Hostel „Ventana Sur“ von Ivan und noch einem Abschieds-BBQ bei Johnny und flog ich dann Richtung Heimat.

21. Mai 2018 – Pfad der Verrückten

Am Samstag war dann der grosse Ausritt. Fast alle warfen sich in Montur. Zwei Routen standen zur Auswahl. Ich entschied mich für die Anspruchsvollere. „Sendero de los Locos“ (Pfad der Verrückten). Alle trauten sich nicht. Aber ich dachte wann hat man schon mal die Gelegenheit mit den Vollprofis mitzufahren… Wir waren nur zu acht.

Schon nach kurzer Zeit wurde mir klar warum der Name. Es ist eine sehr anspruchsvolle Route. Über Kies, Sand, Geröll, Dreck, steile Hügel hinauf und noch steilere Abhänge hinab, dem Strand entlang und durch Felslandschaften hindurch. Die 6 Stunden Fahrt hätten nicht strenger sein können. Trotz lokalem Guide haben wir uns verfahren, mussten die Bikes teilweise zu fünft aus dem Dreck den Hügel hinauf stossen und es gab viele Stürze. Jeden von uns hat es erwischt. Mich zum Glück nur einmal. Ich stürzte übers Geröll fahrend, auf die Seite. Nichts schlimmeres aber ein riesiger blauer Fleck, sollte für Monate zu sehen sein und das Gehen viel mir eine Zeitlang schwer.
Ein Australier hatte es ganze 15 Mal überschlagen. Der war halb tot zum Schluss.

Als wir am Abend doch noch mehr oder weniger heil zurück kamen war ich sehr erleichtert. Aber es war ein Wahnsinns Tag. So was habe ich noch nie erlebt. Adventure pur…

Später wurde dann der Geburtstag zelebriert und auch dass wir alle noch lebten 🙂
Eine Feier mit nur Bikern, gutem Essen, viel zu Trinken, viele Räubergeschichten und viel zu Lachen.
Später liessen wir den Abend auf der Terrasse am Lagerfeuer mit Blick aufs Meer ausklingen.

19. Mai 2018 – Tongoy

Nach einer längst überfälligen Rasur in Sanitago, blieben mir in der Werkstatt ein paar Tage, um meine Tornado etwas zu warten. Am folgenden Wochenende war ich an eine Geburtstagsparty in „Tongoy“ (400km nördl. von Santiago) eingeladen.  Pompeyo, eine alte Biker Legende in Chile und bester Freund von Johnny, lebt dort und führt ein kleines Hotel.
Ich fuhr also für ein verlängertes Wochenende mit den Jungs der Werkstatt nach Norden.

Unterwegs löste sich an der Gabel des hinteren Rades ein Deckel. Zum Glück fuhr Johnny hinter mir und stoppte mich. Beim Fixieren bemerkte ich, dass die Mutter der Hinterachse durchdrehte. Viel machen konnte man nicht. Ich kontrollierte optisch während der Fahrt alle 2 Minuten die Mutter.

Auf der Autobahn mit 100 km/h löste sie sich dann tatsächlich. Ich stoppte sofort. Wir versuchten das Problem provisorisch zu lösen. Zum Glück hatte ich genügend Material bei mir, um die Achse zu fixieren. Ich fühlte mich etwas wie Mac Gyver. Hahaha. Später in „Tongoy“, sollte ich hoffentlich eine Ersatzmutter in der Werkstatt von Pompeyo finden. Und so war es dann auch.

Ich hatte ein riiiiiesiges Glück. Hätte sich der Deckel nicht gelöst und hätte Johnny das nicht gesehen, wäre mir nicht aufgefallen, dass das Gewinde der Mutter durch war und ich hätte diese wahrscheinlich irgendwo mit 100 Sachen verloren. Dann hätte es einen bösen Unfall gegeben.

Die Zeit in „Tongoy“ war super. Jeden Tag wurde zusammen gegessen, gesurft, die Halbinsel erkundet und von Tag zu Tag kamen mehr geladene Gäste an. Über 40 waren es zum Schluss. Selbstverständlich alles Motorradfahrer.

12. Mai 2018 – Erneut bei Perez

Schon zum dritten Mal passierte ich den Grenzübergang nach „Villa la Angostura“. Pünktlich zum Wochenende kam ich an, um dort nochmals einige einheimische Freunde zu treffen.

Danach fuhr ich die „Ruta 40“ weiter nach Norden, durch die traumhafte Seenlandschaft bei „San Martin de los Andes“, „Zapala“ und „Las Lajas“. Von da aus überquerte ich die Anden nach Chile und besuchte erneut Ester und Yamil in „Curacautin“ für 2 Tage. Ich genoss noch einmal die Gastfreundschaft, die Natur und das definitiv bessere und wärmere Klima als im Süden.
Nun war ich dem Winter endlich Entkommen und sogar etwas voraus. Bald wird es aber auch hier schneien.

Es waren nur noch zwei Tage Autobahn und ich kam heil und mit dem letzten bisschen Gummi auf dem Hinterreifen in „Santiago de Chile““ in Johnnys Werkstatt an. Und die Schraube des Öltanks konnte ich quasi von Hand herausziehen, da das Innengewinde komplett ausgerissen war.
War wen interessierts 🙂 Ich hatte es geschafft.

3 Monate Patagonien, 14’000 km hinter mir, diverse Reparaturen, viele Nächte bei unter Null Grad im Zelt irgendwo in der Natur ohne Strom und Dusche, super Bekanntschaften und neue Freunde, grandiose Abenteuer und tausende spektakuläre Fotos der unglaublich schönen, vielfältigen und häufig unberührten Natur Patagoniens.

4. Mai 2018 – Fitz Roy

Da ich die letzten Tage immer bei Minustemperaturen und komplett nass im Zelt gepennt hatte, war es wieder mal Zeit für ein bequemes Bett in einem warmen Hostel. Da gerade Wochenende war, suchte ich etwas in „Calafate“ und verbrachte das Wochenende mit dem Schweizer Paar Celina & Joel und den durchgeknallten deutschen Hühnern Caro & Clara 🙂

Da es so super lustig war, trafen wir uns später alle wieder in „El Chaltén“. Ein nettes, kleines Bergdörfchen in Argentinien. Ausgangslage zu diversen Wanderungen unter anderem zum legendären „Fitz Roy“

Während diesen Tagen, waren wir eine lustig zusammengewürfelte Truppe. Die Leute aus „Calafate“, einige Argentinier, der kanadische Drogendealer, und nicht zu vergessen der komplett durchgeknallte, russische Birdman 🙂

Alle Wanderungen konnte wir nicht mehr machen, da teilweise schon über ein halber Meter Schnee lag. Es war aber trotzdem sehr nett. Vor allem der „Fitz Roy“ welcher erst am letzten Tag, kurz vor der  Abreise komplett  zu sehen war.

Einen Tag weiter nördlich kam ich nicht mehr weiter, da die Strassen nach Norden, wegen starkem Regen nicht mehr befahrbar waren. Ich pennte eine Nacht neben einer Tankstelle. Am nächsten Tag wurde immer noch gesagt, es wäre zu gefährlich mit dem Motorrad. Zufällig traf ich an der Tankstelle im Verlauf des Tages, weitere Motorradfahrer. Ein Paar aus Buenos Aires, eine Deutsche, welche einmal um die Welt fährt und der deutsche Lehrer Willy, der ein Motorrad für nur ein paar Wochen gekauft hatte. Zusammen nahmen wir die Strecke in Angriff. Falls etwas passieren würde, würden wir einander helfen oder sogar vor Ort die Zelte aufschlagen. Aber siehe da. Wir schafften die Schlammstrasse fast unbeschadet. Nur ein Sturz war zu verzeichnen. War aber nicht schlimm.

Die nächsten paar Tage reisten wir zusammen Richtung Norden, kochten abends immer zusammen und teilten Wein Bier und Fernet Branca. Am Morgen konnten wir jeweils nicht mehr vor 11.00 Uhr losfahren, da Motorräder und Strassen gefroren waren.

In „Esquel“ trennten sich unsere Wege leider wieder. Bei mir ging es rüber nach Chile.

Anstatt heftigen Wind, erwartete mich starker Regen. So schnell wie möglich ging es via „Chaiten“ und einigen Fähren nach „Puerto Varas“ zu den Eltern von Claudio. Dort konnte ich noch einmal einen Ölwechsel machen bevor es weiter ging.

19. April 2018 – Punta Arenas & Torres del Paine

Nach dieser tollen Zeit am Ende der Welt, wurde es nun auch wieder Zeit die Reise nordwärts anzutreten, da ich ja nun doch etwas länger hängen geblieben bin und der Winter sicher kommen wird. Es schneite teilweise schon.

Nächster Stopp war „Punta Arenas“. Die grösste chilenische Stadt in Patagonien. Unterwegs übernachtete ich nochmals bei Franco in „Rio Grande“.

Für „Punta Arenas“ fand ich in Couchsurfing den Biker Christian welcher mir Obdach gewährte. Er war super gastfreundlich, zeigte mir die Stadt in seinem Cabriolet, nahm mich mit an die Sitzung seines Biker-Clubs und an Geburtstagspartys von Freunden. So wurde mir nicht langweilig.

Tagsüber musste ich noch diverse Ersatzteile organisieren. Da es hier eine Dutyfree Zone gibt, ist es ideal, um einige Besorgungen zu machen. Schlussendlich blieb ich wieder 10 Tage hängen und machte auch noch einige Ausflüge mit Carolina, einer Freundin von Cristian und ihrer Familie. Es war super cool aber ich musste weiter.

In „Puerto Natales“ angekommen wollte ich per Fähre nach Norden reisen, um der Kälte zu entkommen. Die war aber gerade defekt wegen eines Unfalls. Also fuhr ich weiter zum berühmt, berüchtigten „Torres del Paine“ Nationalpark. Es regnete die ganze Zeit, so war ich komplett durchnässt als ich das Zelt aufbaute. Andere Touristen haben die 4 Tageswanderung abgebrochen, weil es so stürmisch war. Deshalb wollte ich am nächsten Morgen direkt weiter. Aber entgegen der Wettervorhersage war plötzlich super Wetter und ich wanderte hoch zu den Torres-Felstürmen, um noch knapp ein Foto zu schiessen bevor diese, eine Minute später im Nebel versanken. Glück gehabt. Und dass nur ein paar Tage bevor der Park schloss. Jippiiii.

6. April 2018 – Ushuaia

Zuflucht fand ich bei Carla, einer Freundin von Franco (bei dem ich die letzten Nächte gepennt hatte) und ihrer Mutter, in einem kleinen Häuschen in der Stadt.

Die nächsten Tage erkundete ich „Ushuaia“ hauptsächlich zu Fuss (mal den Hintern etwas schonen :-)). Weit kam ich aber nicht. Da bei Carla immer wieder Leute zu Besuch waren und immer eine top Stimmung herrschte, war dauernd Party angesagt und das war auch gut so nach der langen Reise.

Am Wocheneden war dann das Enduro Rennen. Wir fuhren zur Strecke, um die verrückten Motorrad- und Quad-Fahrer auf der halsbrecherischen Strecke zu beobachten. Franco fuhr auch mit.

Nach dem Rennen kam das ganze Team ins Häuschen von Carla. Es wurde wie wild an den Motorrädern geschraubt und gefeiert. Am nächsten Tag begleiteten wir Franco beim Rennen zurück nach „Rio Grande“ und ich wurde zu seinem offiziellen Fotografen ernannt ?

Nach dem Rennen gab es BBQ bei Francos Familie und abends sassen wir wieder alle zusammen bei bester Stimmung und Fernet ;-). Tags darauf fuhren wir zurück nach „Ushuaia“. Das war mal ein Wochenende 🙂 Nun raffte ich mich doch noch auf und machte einen Ausflug mit dem Motorrad. Ich fuhr die „Ruta J“ bis ans Ende (ca. 130km). Der südlichste Punkt der per Strasse erreicht werden kann.

Sehr spezielle Stimmung. Sehr kalt, windig, regnerisch und die Bäume stehen alle komplett schräg, da stetig sehr starke Winde herrschen. Kaum zu glauben, dass da unten noch Menschen leben. Als dann plötzlich noch die Sonne hervorkam, wurde die Landschaft in komplett neue Farbtöne gelegt.

Super schön und ein würdiger Abschluss.
Ich hatte eine geniale Zeit am „Culo del Mundo“

Muchas gracias chicas locitas, Carla y Sandra. Espero que nos vemos pronto de nuevo.

6. April 2018 – Ende der Welt

Als ich nun endlich in „Ushuaia“, das Ende der Welt einfuhr, konnte ich nicht glücklicher sein.
So viele Strapazen und 7000km lagen hinter mir.

Schon letztes Jahr wollte ich hier runter. Dann habe ich aber mehrere Monate mit Reparaturen verloren und konnte letztlich wegen des Wintereinbruchs die Reise nicht mehr fortsetzen. Ich musste in „Mendoza“ überwintern und habe da ein halbes Jahr gearbeitet, um die nächste Saison abzuwarten.

Lange war ich auch unsicher ob mein Motorrad durchalten würde. Von diversen Mechanikern wurde mir davon abgeraten. Reisende, die mir entgegenkamen, sagten immer „Du spinnst ja so spät in der Saison noch mit dem Motorrad da runter bei der Kälte dem Wind und Regen“.

Schlussendlich habe ich es aber doch durchgezogen und werde nun mit einem wunderschönen Glücksgefühl und einer sensationellen Abendstimmung belohnt.

Ich war zugegeben so richtig emotional.

„Ushuaia“, Fin del Mundo (Ende der Welt)

Von den Einheimischen auch liebevoll „Culo del Mundo“ (Arsch der Welt) genannt 🙂

28. März 2018 – Mech. Morty

Am 26. März kam ich in „Rio Grande“ auf der riesigen Insel, „Tierra del Fuego“ (Feuerland), auf argentinischer Seite an.

Es wurde wieder einmal Zeit für einen Ölwechsel und Check meines Babys. Sie hat sich gar nicht so schlecht gehalten bis jetzt und nun fehlen noch 200km bis „Ushuaia“ meinem grossen Ziel. Und da will ich nicht noch einen Schaden erleiden auf den letzten Kilometern.

Mir wurde Facundo empfohlen. Der Mechaniker mit der saubersten Werkstatt in ganz Südamerika. Und tatsächlich! Ich habe noch nie eine so ordentliche Werkstatt gesehen, schon fast schweizerisch 🙂

Facundo, von allen nur Morty genannt, ist ein super cooler Typ. Auch seine Freunde und Klienten waren super drauf. So lud mich Franco, ein lokal bekannter Enduro Fahrer, ein um in seinem Haus zu übernachten. Und am Abend gab es natürlich noch einige Biere in der Werkstatt. Es war eine so tolle Stimmung, dass ich gleich noch einen Tag länger blieb. Die Jungs waren voll in den Vorbereitungen für das längste Enduro Rennen in Südamerika, welches von „Rio Grande“ nach „Ushuaia“ und zurück führt und 2 Tage dauert. Später am Abend gab es natürlich ein BBQ. Einer der Fahrer des Rennens ist Anwalt und wollte mich, als er hörte das ich Ingenieur bin, gerade für seine Firma anheuern, welche er am Aufbauen war. Interessant. Ich hätte mich aber für mindestens ein Jahr verpflichten müssen und die Stadt gefiel mir nicht sonderlich. Also winkte ich dankend ab 🙂

Gracias locitos por todo su ayuda y hospitalidad

Am nächsten Tag nahm ich nun die finalen 200km in Angriff, um das Ende der Welt zu erreichen und ich war scheissnervös….

26. März 2018 – Typisch Patagonien

In „Bariloche“ fand ich ein cooles, günstiges Hostel. Als entschloss ich mich, ein paar Tage zu bleiben, da ich ja auch genau am Samstag Geburtstag hatte. Mit Freunden ging ich dann zum feiern und als wir, wie gewöhnlich für Argentinien um ca. 2.00 Uhr in die Disco wollten, machten die bereits zu. Hmmmmm.
Da am nächsten Morgen ein Iron Man stattfand, entschied der Bürgermeister alle Clubs um 2.00 Uhr zu schliessen. Super. Und dass an meinem Geburtstag. Tja. Pech gehabt.

Mit dem Motorrad machte ich einen Tagesausflug durch die Gegend von „Bariloche“ vorbei an Seen durch Wälder, die bekannte Brauerei des leckeren Patagonia Bier und „Colonia Suiza“, eine ursprünglich Schweizerische Kolonie, welche heute aber nur noch als Touristenattraktion taugt und mich eigentlich gar nicht so an die Heimat erinnert 🙂

„Bariloche“ ist sehr schön mit einer netten Altstadt, leider aber zu touristisch, sehr teuer und vom Luxus geprägt.

Nach ein paar Tagen ging die Reise weiter durch das kleine Hippie-Städtchen „El Bolson“ wo ich eine Tango Lektion bekommen habe und dann via „Esquel“ wieder rüber nach Chile. In „Futaleufu“ kam ich komplett durchnässt und spät abends auf einem Camping an. Zum Glück konnte ich in der Aufenthaltshütte pennen und musste nicht noch mein Zelt im Regen aufbauen.

Weiter südlich in „Coyhaique“ machte dann mein Motorrad wieder mal schlapp und wollte einfach nicht mehr starten. Ich konnte den Schaden trotz allen Bemühungen nicht beheben und da bereits Samstagnachmittag war, konnte ich auch keine offene Werkstatt finden. Zufällig traf ich auf der Strasse jemanden der einen Mechaniker kannte. Dieser holte mich und mein Sorgenkind mit einem Bus ab. Es stellte sich heraus, dass nur das Zündkerzenkabel etwas aus der Fassung gerutscht war aber nicht ganz. Somit konnte ich es nicht erkennen 🙂
n ja somit war es nichts schlimmeres und ich konnte die Reise am nächsten Morgen fortsetzen.

Nächster Stopp war „Puerto Rio Tranquilo“, mit seinem spektakulären Gletscher und den Marmorinseln. Folgender Link ist sehr interessant. Link

Je weiter südlich ich kam, desto weniger Zivilisation war da. Die nächsten paar Wochen war ich fast ausschliesslich in der Natur unterwegs, habe immer im Zelt geschlafen und war teilweise bis zu 5 Tage ohne Campingplatz und Dusche. Nachts hatte es bereits unternull Temperaturen. Viel Regen und Wind beim Fahren. Teilweise hat es mich fast vom Sitz geblasen und ich musste mich immer in starker Schräglage und reduzierter Geschwindigkeit vorwärts kämpfen. Abenteuer pur und die Natur ist einfach spektakulär da unten.

Ich hätte so viel zu erzählen aber ich würde mich verlieren. Zieht euch einfach die Fotos rein….

Typisch Patagonien 🙂

8. März 2018 – Motocross Weltcup

Von den Medina’s aus fuhr ich nun Richtung Argentinien. Auf der Autobahn hörte ich ein komisches Geräusch unter dem Motorrad und hielt sofort an. Das Kettenglied der Antriebskette hatte sich gelöst und hielt nur noch mit den 2 Stiften ohne Sicherung. Damit konnte ich keinen Meter mehr fahren. Ich versuchte es aber verlor sofort die Kette. Ich probierte dann die Kette Notfallmässig zu reparieren aber es fehlte mir an schwerem Werkzeug. Zufällig waren auf der anderen Autobahnseite Strassenarbeiter zu Gange. Die halfen mir dann mit grosser Zange und Hammer die Kette zu reparieren. Ganz tolle Jungs.

Ich fuhr weiter Richtung „Villa la Angostura“. Da wollte ich mich in mit meinen Freunden aus „San Juan“ zum Motocross Weltcuprennen treffen. Im letzten Moment haben sie aber abgesagt. Also wollte ich auch nicht bleiben und zufahren. Am Grenzübergang lernte ich zufällig eine Gruppe Argentinier kennen, welche auch für den Weltcup da waren und mich einluden zum BBQ am nächsten Tag. Also blieb ich doch. Es war absolut genial. Super Jungs, den ganzen Tag Essen, Bier, Wein und Fernet Branca trinken, im eiskalten See baden und einfach Spass haben. Der eine war Mechaniker und half mir die Kette zu reparieren. Leider stellten wir noch fest, dass die Kupplung durch war. Naja, das wollte ich dann nach dem Weekend lösen.

Die nächsten beiden Tage verbrachten wir am Weltcup Rennen an einer Lagune im Wald. Ein absolut spektakulärer Anlass und abends ging ich mit Freunden vom Campingplatz Party machen.
war ein tolles Wochenende mit super Leuten.

Nun fuhr ich zurück nach Chile zu Claudio. Bei ihm konnte ich die Kupplung eines anderen Motorrades ausbauen und meine kaputte damit ersetzen. Das war super und ich konnte viel Geld sparen. Danach fuhr ich wieder nach Argentinien und setzte meine Reise wie geplant fort 🙂

28. Feb. 2018 – Gastfreundschaft

Am ersten Tag erreichte ich das Surfer Paradies „Pichilemu“. Ich blieb aber nur eine Nacht. Zum Surfen war keine Zeit. Im Zentrum genoss ich am Abend noch ein riesiges Konzert.

Am nächsten Tag ging es weiter bis zu den Termen „Temas de Chillán“. Aufgrund der saftigen Preise besuchte ich aber keine der Termen, sondern suchte im Wald ein einsames Plätzchen zum Übernachten.

Ich fuhr runter bis nach „Curacautin“. Dort haben die Eltern einer Freundin aus Santiago ein kleines Grundstück mit einem Häuschen darauf. Direkt neben dem Nationalpark „Conguillio“ mit dem spektakulären Vulkan „Lonquimay“ vor der Nase. Es war so schön, ruhig und weitab der Zivilisation, dass ich einige Tage bei Ester und Yamil blieb. Ich machte eine Runde mit dem Motorrad durch den Nationalpark mit seiner wunderschönen Lavalandschaft, warmen Lagunen und endlosen Wäldern. Zum Glück habe ich mich noch verfahren und endete weitab im abgebrannten Wald „China Muerta“ (Totes China / ja in Chile darf ein Wald so genannt werden :-)) Ich fühlte mich wie in einem Märchenwald. Da kommt sonst wohl nie ein Tourist hin. Eine ganz spezielle Stimmung. Abends wurde ich jeweils mit Spezialitäten der Region verwöhnt. Unteranderem mit gekochten Algen. War jetzt nicht so mein Fall :-), aber sonst immer super Essen.  Die Gastfreundschaft ist enorm.

Nach diesen erholsamen Tagen führte mich mein Weg durch die Seenlandschaft, welche zurecht mit der Schweiz verglichen wird, weiter nach Süden durch die bekannten Orte „Villarica“, „Pucon“, „Panguipulli“, „Osorno“, „Entre Lagos“,… bis nach „Puerto Varas“. Dort fand ich Zuflucht im Haus der Familie Medina. Dort hat mein Kumpel Claudio eine kleine Werkstatt mit allem was man fürs Motorrad braucht. Von da aus machte ich noch einen 2 Tagesausflug auf „Chile“, die grösste Insel Chiles. Ich besuchte die Hauptstadt „Castro“ mit seinen farbige Holzhäuschen, das verschlafene Nest „Chonchi“ und die Westküste mit seien endlosen Stränden. Übernachtet habe ich irgendwo in einem kleinen Wald mit direkter Sicht auf den Salzwassersee „Lago Cucao“. Wunderschön. Zum Abendessen gibt es jeweils etwas Reis mit Currypulver. „En Guete“ 🙂

20. Feb. 2018 – Johnny Motos

Nachdem ich aus Brasilien nach „Santiago de Chile“ zurückgekehrt war, lebte ich wieder eine Zeit lang in der Werkstatt von Johnny.
Ich war richtig Reisemüde und genoss es wieder einmal etwas zu arbeiten, einen geregelten Tagesablauf zu haben und jeden Tag etwas Sport zu treiben.

Zwischendurch fuhr ich am Wochenende noch nach „Valparaiso“, „Viña del Mar“ und „Concon“ mit zwei jungen, durchgeknallten israelischen Motorradfahrern zum Party machen und Freunde zu besuchen.

Mein nächstes grosses Ziel war Patagonien (Süden von Südamerika, Teile aus Chile und Argentinien, Wikipedia) zu bereisen. Dementsprechend musste ich mich auch vorbereiten, da im Süden sehr extreme Bedingungen herrschen (Wind, Kälte, Regen, Schnee, riesen Distanzen, etc.) und ich erst spät in der Saison losreisen konnte. Ich werde wohl in den Winter hinein reisen und das heisst, optimale Ausrüstung organisieren. Schlafsack für unternull Temperaturen, Gaskocher, grössere Reserve-Benzinkanister, neues Zelt (Wasserdicht :-)), neuer Helm, neue GoPro-Halterung, Abdeckblachen, um Gepäck Wasserdicht zu verpacken, diverse Ersatzteile fürs Motorrad, etc….

Ich genoss das etwas mehr geregelte Leben in der Werkstatt und plötzlich war ein Monat rum.

Nun musste ich schleunigst los, damit ich die riesige Reise durch Patagonien auch wirklich realisieren konnte, ohne gegen Schnee und Eis kämpfen zu müssen. Ist wohl mit dem Motorrad nicht so lässig.

Nun galt es also schnellst möglich nach Süden zu fahren, damit ich „Ushuaia“, die Südlichste Stadt der Welt auch wirklich erreichen und dem Winter da unten wieder entkomme werde. Sonst würde ich nicht mehr rauskommen mit dem Motorrad. Etwas mulmig war mir schon, da mein Motorrad niemals so lange durchgehalten hat und immer wieder kaputt gegangen ist. Nach all den Reparaturen war es aber nun in bestmöglichem Zustand seit ich es gekauft hatte.
Also habe ich mich überwunden und bin mit grossem Respekt gegenüber den Naturgewalten im Süden, losgefahren.