Die Nervosität ist gross und der Adrenalinspiegel hoch als wir das Refugio in die dunkle Nacht hinaus verliessen, vollgepackt mit unserer Bergsteigerausrüstung. Im Kopf nur noch das eine Ziel. Den Sonnenaufgang auf dem höchsten Punkt der Erde zu geniessen. Am Anfang ging es ganz gut und man konnte noch Witze machen. Ausser dem einen Guide, welcher starken Durchfall hatte und sich immer wieder hinter einem Felsen verkriechen musste ging es allen recht gut.
Nachdem wir aber die Steigeisen montierten, in Zweier- und Dreierseilschaften geschnürt wurden und die Pickel zum Einsatz kamen, war es fertig mit Lustig. Es wurde immer strenger, steiler und gefährlicher. Zum Teil waren wir froh, dass man nicht zu weit nach unten sehen konnte im Dunkeln.
Wir mussten schon richtig klettern über Felsen, Geröll und die Vulkanasche (Sand).
Bei ca. 5100m fing dann der Gletscher an. Über Schnee und Eis ging es immer geradeaus, steil nach oben. Und es wurde immer strenger und strenger. Das Atmen viel extrem schwer, man spürt jeden Schmerz viel intensiver und man kommt nur immer ganz langsam Schritt für Schritt voran.
Linker Fuss, Pickel, Rechter Fuss, Pickel,…. Und jedes Mal wenn wir kurz Pause machten und wissen wollten wie hoch wir schon sind, waren es wieder nur ein paar Meter mehr. Wir kamen scheinbar nicht vom Fleck und Pause machen konnte man nur ein paar Minuten weil sonst sofort die Eisige Kälte zuschlug. Schlussendlich kämpfe man sich teilweise auf allen Vieren völlig von Sinnen die Eisfläche hoch. Als wir dann bei 5900m waren und es nach Angaben der Guides noch 2-3 Stunden so weiter gehen würden, mussten wir vernünftig sein und die Operation abbrechen. Nach 5.5 Stunden Aufstieg waren wir um 3.30 Uhr völlig entkräftet, konditionell und mental total am Anschlag. Und den Abstieg hatten wir ja auch noch vor uns. Wären wir weitergegangen, hätten wir unser Leben riskiert.
Die Enttäuschung war unglaublich, dass wir es nicht nach oben geschafft hatten, aber es war besser so. Ein junger Engländer, der mit dabei war, kämpft völlig von Sinnen weiter und kollabierte 20 Minuten später.
Der Abstieg war genau so streng wie der Aufstieg. Nur das wenn einem bei hochsteigen die Kraft verlässt man einfach stehen bleibt, beim runtersteigen würde man aber stürzen und die Anderen vielleicht sogar mitreissen. Es war ein riesen Kampf und so verdammt streng physisch und psychisch.
Nach 3.5 Stunden Abstieg, hatten wir es dann endlich geschafft und wir waren alle heil aber komplett erschöpft zurück im Refugio.
Wir waren einerseits sehr enttäuscht, andererseits stolz auf unsere Leistung. Noch nie zuvor waren wir so hoch oben. 5900m und es war die strengste körperliche Anstrengung die wir je erfahren haben.
Das war ein unglaublich extremes Abenteuer welches wir alle drei nie mehr vergessen werden.
„Chimborazo“ der härteste Gegner unseres Lebens