Die Kinder leben aufgeteilt in Zehnergruppen mit jeweils einer Betreuerin, genannt „Tia“ (Tante) in je einem Haus. Dafür hat die jeweilige „Tia“ die Verantwortung und man lebt da wie in einer Familie 24 Stunden am Tag zusammen.
Nur essen tut man im Gemeinschaftssaal und die Kinder besuchen reguläre Schulen ausserhalb.
Da die „Tia’s“ auch von Zeit zu Zeit eine Pause brauchen, muss in dieser Zeit jemand anderes die Kinder betreuen. In meiner dritten Woche, vertraute mir die Oberschwester das Haus der Jungs für 3 Tage an. Das war eine ganz neue Herausforderung. Ich lebte dann schon einen Tag vorher da um alles zu lernen, die ganzen Abläufe, Arbeiten, etc…
Der Tagesablauf sieht folgendermassen aus:
5.00 Aufstehen
5.30 Kinder wecken und unter die Dusche stellen
6.30 Morgenessen
7.00 gehen die meisten in die Schule,
die Anderen müssen Hausaufgaben machen und im Haushalt mithelfen
13.00 Mittagessen, danach Küche putzen mit den Jungs und dann Hausaufgaben Nachhilfe
18.00 Geht man gemeinsam in die Kapelle zum Rosenkranzgebet, jeden Tag 30-40 min
18.45 Nachtessen, danach die Küche reinigen mit den Jungs
20.30 Schuluniformen kontrollieren und die Jungs ins Bett bringen / zwingen
21.30 tritt langsam Ruhe ein
Zwischendurch musste ich Wäsche waschen, das ganze Haus putzen,
trockene Wäsche zusammenlegen und verteilen, Aufräumen, mit den Kindern spielen, etc.
Man hat eigentlich nie seine Ruhe ausser in der Nacht.
Also ein äusserst strenger Job. Hut ab vor allen Menschen, welche das tagtäglich machen.
Da ich das ja das erste machte, probierten mich die Jungs natürlich mit allen Mitteln zu verarschen, sich vor der Arbeit zu drücken und Unfug zu treiben.
Ich musste sehr streng sein und mich knallhart durchsetzen. Dann wurde es mit der Zeit besser.
Leider sind Ausschreitungen nicht zu unterbinden. Es kam ein paar Mal vor, dass sich die Jungs verprügelten. Teilweise schon während dem Morgenessen. Eine blutige Nase oder den Kopf in die Wand schlagen kommt leider auch ab und zu vor. Dann muss man natürlich eingreifen. Einem Jungen musste ich sogar mal ein Küchenmesser entreissen. Das sind dann schon sehr mühsame und nervenzerfetzende Momente.
Es hat aber auch ganz nette Jungs drunter und wenn am Abend alle am Fernsehen sind oder friedlich Karten spielen, macht es richtig Spass und es ist sehr schön mit den Kindern Zeit in einer Elternfunktion zu verbringen.
Tja, ab und zu wurde ich halt von den frechen Jungs „Tia Daniel“ (Tante Daniel) gerufen, da ihre „Tia“ nicht da war. Aber mit ein bisschen Ignoranz konnte ich ihnen das schnell wieder austreiben 🙂