28. Juli 2019 – Recycling

Kurz bevor ich auf der Insel ankam hatte Claudio einen Job bei der Regierung ergattert.
Er sollte die prekäre Abfallsituation in den Griff kriegen.

Der touristische Teil der Insel wird sehr sauber gehalten, was wirklich toll ist. Man findet kaum Müll. Einmal pro Jahr reinigen alle vom Staat Angestellten, in einer riesigen Reinigungsaktion die Küste mit anschliessendem BBQ. Zufällig fand die Aktion während meiner ersten Woche hier statt und ich konnte auch mithelfen.

Leider läuft im Verborgenen aber sehr viel schief.
Es wird alles Mögliche, wie Plastik, Glas, Papier, Metall, Holz, Kompost, etc… auf einer grossen Müllhalde (von uns nur Shopping genannt, da wir dort immer Material zum Bauen oder Reparieren suchten) entsorgt. Drei Mal pro Woche wird mit dem grossen Bulldozer alles platt gewalzt und unter die Erde gebracht.

In einer kleinen Recycling Stelle auf einer zweiten Müllhalde, werden teils Materialien getrennt und zusammengepackt, was ja gut wäre, aber die Arbeiter sind meist bekifft, spielen Fussball und machen nur das Minimum an Arbeit. Und das ist Aludosen trennen, diese per Schiff aufs Festland bringen zu lassen und zu verkaufen. Somit verdoppeln sie einfach ihren Lohn, anstatt den Verdienst korrekt zurück in die Aufbereitung fliessen zu lassen.
Es hat tausende von alten Autobatterien und Altölfässer, die sich über die Jahre angesammelt haben und auch andere Materialien, welche extrem langsam getrennt und gelagert aber leider nicht aufs Festland zum Recycling gebracht werden.

Es ist sehr verstörend, wenn man so etwas auf dieser wunderschönen, paradiesischen und idyllischen Insel sieht.
Diese Müllhalden sind bereits zu 95% voll und werden demnächst überlaufen, wenn nichts gemacht wird.
Ich habe das alles nur mitgekriegt, weil ich mit meinem Kumpel C. Zutritt zu der Recycling Stelle hatte und von ihm viele Details erfahren habe.
Obwohl das System hier besser ist, als auf anderen Inseln oder Orten wo ich schon gewesen bin und sich die Regierung mehr Mühe gibt, ist es an der Zeit etwas zu verändern.

Claudio hatte schon nach kurzer Zeit viel Erfolg. Er ist ein sehr cleveres Kerlchen und sprach einfach mal mit allen möglichen Transportfirmen ob Schiff oder Flugzeug. Es stellte sich heraus, dass diese eigentlich alle leer zum Festland zurückkehren und den Müll umsonst transportieren würden.
Danach galt es Recyclingfirmen auf dem Festland zu finden. Diese wollten alle umsonst Arbeiten oder sogar für den Müll bezahlen, da es extrem gute Werbung für ein Unternehmen ist, wenn man mit der weltbekannten Osterinsel zusammenarbeitet.
So konnten schon nach ein paar Wochen mehrere Tonnen Autobatterien und Altöl verschifft werden.
Es wurden auch sehr hohe Gelder zur Beschaffung von Maschinen zur Verkleinerung von Pneus und anderen Materialien locker gemacht.

Teilweise konnte ich mitarbeiten, zu den Müllhalden gehen und Tabellen erstellen. Das war sehr interessant. Claudio wollte mich dann in sein Team aufnehmen. Die Verantwortlichen der Regierung hatten das schon abgesegnet. Ich müsste nur zurück aufs Festland, um die Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung zu beantragen und zurückkehren.
Die Idee gefiel mir sehr gut. Es wäre eine super Erfahrung, aber ich musste noch darüber nachdenken da die Arbeitsbedingungen sehr anders sind als gewohnt und es mit den Menschen hier schwierig ist zusammenzuarbeiten.

Interessante Doku: Eating up Easter Trailer

Blick in die Zukunft:
In einem Jahr schaffte es Claudio 27 Tonnen Autobatterien, 15 Tonnen Altglas, 30’000 Liter Auto Altöl und 10’000 Liter Küchen Altöl von der Insel runter zu bringen.